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Verkehrssituation Promenade und Verkehrssituation Talstrasse 

In seinem Kommentar «es hätte so schön sein können . . .» (DZ vom 30. Juli) lancierte Redaktor Andri Dürst eine Diskussion um die Zukunft der Promenade. Gerne nehme ich Stellung zur Verkehrssituation.

Davoser
Zeitung
26.08.21 - 07:01 Uhr
Politik
Die Talstrasse sei zu beengt und zu stark bewohnt, um den ganzen Davoser Verkehr aufzunehmen, argumentiert DZ-Leser Hans-Jörg Valär. 
Die Talstrasse sei zu beengt und zu stark bewohnt, um den ganzen Davoser Verkehr aufzunehmen, argumentiert DZ-Leser Hans-Jörg Valär. 
ps

Die Promenade in Davos ist seit jeher die Hauptverkehrsachse, die durch Davos führt. Sie ist Kantonsstrasse und neuerdings auch vollsaniert. Sie erfüllt so alle an sie gestellten Voraussetzung und kann die Lastenanforderungen problemlos aufnehmen. Gleichzeitig ist die Promenade aber auch Geschäftsmeile für fast alle Angebote, die in Davos im Dienstleistungs- und Ladenverkaufssektor zu bieten hat. Die Promenade ist damit zweifellos die Lebensader – nicht immer gleich in Angebot und Auslastung, aber dennoch Mainstreet. Die Auslastung ist je nach Saison einmal grösser, einmal weniger gross, Letzteres vor allem in der Zwischensaison.

Anders als in grösseren Städten

Diese schwankenden Frequenzen unterscheiden die hiesige Situation massgeblich von grösseren Städten mit ganzjähriger Vollauslastung. Davon ist Davos glücklicherweise noch weit entfernt und wird es hoffentlich auch bleiben.

Vor diesem Hintergrund bin ich klar gegen eine autofreie Promenade, denn das Leben in Davos besteht nicht nur aus Freizeit- und Shoppingevents, sondern auch aus Arbeit. Und die würde damit massiv behindert! Sehr interessant wäre zu wissen, wie die Dienstleister und Ladengeschäftebetreiber eine autofreie Promenade sehen, dann sie sind direkt davon betroffenen. Leider lassen sich nur die wenigsten klar verlauten. Eine autofreie Promenade mag für Junge, Sport­begeisterte und Umweltbewusste ja stimmen, aber ob das für die grosse Mehrheit der Promenadenbesucher – vor allem auch während der Wintermonate – gilt, ist alles andere als sicher. Von Verkehrs- und Parkierungsbeschränkungen betroffen sind alle, die nicht im Zentrum oder zentrumsnah wohnen, also eine sehr grosse Zahl von Einheimischen und Gästen.

Zu heisser «Härdöpfel»

Die Diskussion über eine – mindestens streckenweise – autofreie Promenade dauert schon eine gefühlte Ewigkeit. Es dürften in der Zwischenzeit auch schon eine rechte Anzahl an Verkehrsgutachten vorliegen, die den Versuch wagten, Lösungen zu finden. Allerdings war dieser «Härdöpfel» dann aber politisch wohl zu heiss und vor allem zu teuer. Denn ein entscheidender Faktor steht nach wie vor im Raum: Wohin mit dem umgeleiteten Verkehr?

Für DZ-Leser Hans-Jörg Valär ist eine stärkere Verkehrsbelastung der Talstrasse zu Gunsten der Promenade keine Option.
Für DZ-Leser Hans-Jörg Valär ist eine stärkere Verkehrsbelastung der Talstrasse zu Gunsten der Promenade keine Option.
ps

Talstrasse keine Alternative

Eine autofreie Promenade wäre für sich alleine betrachtet ja schön und gut. Doch die Promenade steht nun einmal nicht alleine da. Auf ihr fliesst ein beträchtlicher Teil des Davoser Verkehrs, und diesen Verkehr einfach auf die übrigen Strassen – konkret wohl vor allem die Talstrasse – zu verteilen, ist definitiv nicht die Lösung, jedenfalls nicht oberirdisch. Man stelle sich vor, auf der Talstrasse wäre das ganze Jahr Gegenverkehr, so wie im Frühjahr dieses Jahres während der Sanierung der Promenade. Eine unhaltbare Situation für die Anwohner an dieser Strasse, die, gerade im Vergleich mit der Promenade, in grossen Bereichen nicht nur eine ungenügende Breite aufweist, sondern der an vielen Stellen sogar ein beidseitiges Trottoir fehlt. Und das an einer Strasse, die auch als stark frequentierter Schulweg dient. Auch für die Velofahrer wird die Situation gefährlicher. Angesichts der beengten Verhältnisse lässt sich dieses Manko nicht einfach beheben. 

Stärkung des Zentrums Platz

Mit dem Beidrichtungsverkehr würde somit eine neue unhaltbare Situation geschaffen, mit der den Anwohnern der Strasse zuviel zusätzlicher Verkehr, Lärm, Abgase und Feinstaub zugemutet wür­den. Damit ist die künftige Ausganglage aber noch nicht abgeschlossen. Das Wirtschaftszentrum Davos Platz wird durch Zusammenlegungen verschiedener Betriebe laufend gestärkt. Die Post beispielsweise gibt es mit allen Dienstleistungen nur noch in Davos Platz, andere grössere Dienstleistungsbetriebe werden voraussichtlich folgen. Das bedeutet für die Zukunft erheblichen Mehrverkehr, den die Talstrasse und ihre Anwohner unmöglich bewältigen können. Eine Entlastung ist hier zwingend, und wenn sie oberirdisch nicht mehr möglich ist, dann muss sie mindestens streckenweise unterirdisch erfolgen. Die oberirdischen Möglichkeiten hat sich Davos in den letzten 60 Jahren leider buchstäblich verbaut. 

Hier muss man der Realität ins Auge blicken: Eine einfache und vor allem auch kostengünstige Lösung wird es im Falle einer Schliessung der Promenade für die Davoser Verkehrsprobleme nicht geben – es sei denn, es würde bewusst in Kauf genommen, dass die Talstrasse im Dauerstau verkehrsverödet und die Promenade vereinsamt. Wenn es zu einer Konzentration alleine auf die Talstrasse käme, dann wären die Zeiten des fliessenden Verkehrs in Davos vorbei, soviel ist sicher.

Zukunft mit dem Verkehr gestalten

Davos ist durch seine Walser-Streusiedlungsstruktur auf eine gute Verkehrsinfrastruktur, vor allem auch für Privatfahrzeuge, angewiesen. Es macht daher Sinn, die Zukunft mit dem Verkehr statt gegen den Verkehr zu gestalten. Öffentlicher, aber vor allem auch der Individualverkehr haben wesentlich dazu beigetragen, dass Davos eine grosse, bedeutende ­Gemeinde geworden ist. Mit jedem Wohnhaus, das zusätzlich entsteht, kommen mehr Bewohner und damit nimmt natürlich auch der Verkehr zu. Dies wird auch die Mobilität mit neuen Fortbewegungsmitteln und alternativen Antriebsformen nicht ändern, im Gegenteil: Damit fährt es sich noch unbeschwerter. Im Hinblick auf einen Planungsverlauf mit einem für die Anwohner existenzbedrohenden Gegenverkehr auf der Talstrasse kommt der Zeitpunkt, die Mitbürgerinnen und Mitbürger zu mobilisieren und eine entsprechende Interessengemeinschaft Talstrasse Davos ins Leben zu rufen.

Diskussion ist eröffnet

Darum lassen wir doch nun diese Diskussion anlaufen. Ich hoffe bei diesen wegweisenden Themen auf rege Beteiligung aus allen möglichen Gremien und Kreisen.

Hans-Jörg Valär, Davos Platz

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Sehr geehrter Herr Valär
Vielen Dank für den sehr guten Artikel. Was ich leider explizit noch nie in den bisherigen Artikeln gelesen habe, aber ein sehr grosses Problem darstellt, ist:
Während dem WEF, oder einfach, wenn die Talstrasse in Gegenrichtung offen ist und es viel schneit, das ist ja nicht selten in Davos, ist das Trottioir nicht mehr begehbar. Einfach weil es nicht mehr sichtbar ist und die Autos das schon in Beschlag genommen haben. So bleibt es nicht mehr sichtbar bis die Schneeräumung wieder Herr der Lage ist. In solchen Situationen ist es normal, dass 2 Lastwagen oder Busse, nicht ohne anzuhalten, kreuzen können. Wähend dem WEF kann das dann Tage dauern.
In den letzten Jahren, als es noch möglich gewesen wäre, ein wenig Platz zu schaffen für eine breitere Strasse sind alle neuen und neu renovierten Häuser, so nahe an die Strasse gebaut worden, dass eine Verbreiterung der Talstrasse ein Wunschtraum aller ist, die nicht an der Talstrasse wohnen.
Das Problem kann noch solange diskutiert, hin- und hergeschoben werden. Die effizientiste Möglichkeit, resp. Wahrheit ist. Die Hauptachse muss unterirdisch werden. Und das am besten mit einem langfristigen Projekt, jetzt zusammen mit dem RhB Projekt.
Ich bin werder politisch aktiv, noch schreibe ich Leserbriefe. Das heisst aber nicht, dass ich am täglichen Geschehen nicht interessiert oder informiert bin.

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