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Fantasievolle Ideen, ausgelassene Apéros und gewagte Pläne

Die Corona-Pandemie bringt den Sport zum Stillstand. Einige Athleten finden aber fantasievolle Alternativen zu ihren Wettkämpfen. Gewisse Sportarten setzen auf Innovation im virtuellen Bereich.

Agentur
sda
19.04.20 - 10:03 Uhr
Sport
Matthias Kyburz jubelt, denn er hat es geschafft: Nicht in der freien Natur, aber auf dem Laufband.
Matthias Kyburz jubelt, denn er hat es geschafft: Nicht in der freien Natur, aber auf dem Laufband.
KEYSTONE/ORIENTEERING WORLD CUP FINAL/REMY STEINEGGER

Trotz annullierter Wettkämpfe fehlt es einigen Athleten nicht an Motivation. Sie stellen sich für einen guten Zweck neuen Herausforderungen und sparen dabei nicht mit Kräften. Der Aargauer Orientierungsläufer Matthias Kyburz rannte am Donnerstag nicht wie sonst durch den Wald, sondern in einer Oltner Lagerhalle auf einem Laufband. In unter drei Stunden und mit neuer Weltrekordzeit absolvierte er die 50 Kilometer. Er sammelte damit Geld für die Glückskette.

Geraint Thomas, der Tour-de-France-Sieger von 2018, verbrachte auf drei Tage verteilt 36 Stunden auf einem Roller in seiner Garage. Der Waliser absolvierte in dieser Zeit 1220 Kilometer, was etwa sieben bis acht Tour-de-France-Etappen entspricht. 300'000 Pfund an Spenden kamen für die Fachkräfte im britischen Gesundheitswesen zusammen. «Die letzten zwei Stunden waren die härtesten meiner Karriere», versicherte er.

Der Triathlet Jan Frodeno machte aus seinem «Tri at home» im spanischen Girona ein sehenswertes Spektakel mit illustren Gästen. Fabian Cancellara, Daniela Ryf und Boris Becker waren unter anderen zugeschaltet, während sich der Deutsche achteinhalb Stunden lang durch die Disziplinen quälte. Am Ende durfte sich Frodeno über 200'000 Euro Spenden freuen, die zum grössten Teil als Direkthilfe für Girona gedacht sind.

Die sozialen Medien ermöglichen es den Athleten Gutes zu tun, sich Herausforderungen zu stellen oder schlicht zu unterhalten. Die beiden Tennisspieler Stan Wawrinka und Benoît Paire trafen sich via Livechat auf Instagram zum Apéro und plauderten unbeschwert miteinander. Die Kunstturnerin Simone Biles zeigte wie man die Hosen im Handstand auszieht. Zlatan Ibrahimovic und Paul Pogba lieferten sich ein Technikduell mit dem Ball. Und Roger Federer lancierte auf Twitter eine Tennis-Challenge für daheim.

Radrennen auf dem Roller

Während den Tennisspielern nicht viel mehr übrig bleibt, als auf bessere Zeiten zu warten, gibt es für andere Sportler Auswege. Einige Formel-1-Fahrer messen sich in virtuellen Rennen. Sie starten jeweils an jenem Tag zum Grand Prix, an denen sie eigentlich «in echt» ihre Runden hätten drehen sollen. Die Rennen auf der PC-Version von «Formel 1 2019» werden auf dem offiziellen Youtube-Kanal der Formel 1 übertragen.

Im Rad feiert am Mittwoch ein interessantes Format mit hochkarätiger Besetzung Premiere. Fahrer duellieren sich von daheim aus rund eine Stunde lang auf dem Rollentrainer. Dieser gibt den Widerstand der realen Topografie der ausgewählten Strecke wieder. Beim von Mittwoch bis Sonntag stattfindenden Anlass «The Digital Swiss 5» ist unter anderem ein Schweizer Team mit dem Strassen-WM-Dritten Stefan Küng und Mountainbike-Olympiasieger Nino Schurter am Start. SRF überträgt die Rennen jeden Tag, den Anfang macht die Etappe von Moudon nach Leukerbad.

Kämpfe auf einer Insel

Fantasievoll zeigen sich Funktionäre auch, wenn es darum geht, Mittel zu finden, um möglichst rasch wieder zum Normalzustand zu finden. Den wohl spektakulärsten Plan hat Dana White, der Chef der Ultimate Fighting Championship. Der 50-Jährige arbeitet seit Wochen daran, auf einer privaten Insel die notwendige Infrastruktur aufzubauen für die Kämpfe im Mixed Material Arts.

Andere Sportarten spielen auch mit dem Gedanken, ihre Saisons an einem Ort oder zumindest einigen wenigen Orten zu Ende zu bringen, um lange Reisen zu verhindern. Die nordamerikanische Basketball-Liga NBA könnte so ihre Playoffs in Las Vegas durchführen, die Baseballer der MLB sollen über Austragungsorte ausschliesslich in Arizona nachdenken. Und im europäischen Fussball gehen die Überlegungen in eine ähnliche Richtung.

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