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Schweiz gewinnt Vierländerturnier in Visp mit Kantersieg

Das Eishockey-Nationalteam gewinnt in Visp das Vierländerturnier. Die Schweizer besiegten im Final Russland Olympia mit 8:2.

Agentur
sda
13.12.19 - 22:41 Uhr
Eishockey

Die Russen starteten im Oberwallis unter der Bezeichnung «Russland Olympia», obwohl es in den nächsten vier Jahren für Russland keine Olympischen Spiele mehr geben soll. Russlands A-Nationalmannschaft steht in dieser Woche in Moskau am eigenen Vierländerturnier in Einsatz, verlor am Donnerstag vor fast 12'000 Zuschauern gegen Schweden (3:4) und trifft am Wochenende auf Tschechien und Finnland.

Diese Information ist wichtig, damit der höchste Länderspielsieg gegen Russland halbwegs eingeordnet werden kann. Erst einmal - im Dezember 1998 in Poprad - besiegte die Schweiz eine vergleichbare russische Auswahl mit fünf Goals Unterschied (damals 6:1).

Aber auch Siege gegen Russlands U25-Auswahl entsprechen keiner Selbstverständlichkeit. Seit dem 22. April 2017 und einem 2:0-Heimsieg in Biel verlor die Schweiz acht Länderspiele hintereinander gegen Russland, drei davon gegen die B-Auswahl.

Die Schweizer spielten in Visp famos - und sicherten sich so im zweiten Zusammenzug der Saison schon den zweiten Turniersieg (nach dem Deutschland-Cup im November in Krefeld). Vor einem Jahr in Luzern hatten die Schweizer gegen Russland Olympia den Final mit 1:5 wegen dreier Gegentore in den ersten 17 Spielminuten verloren. Diesmal starteten die Schweizer viel stärker und führten schon nach 13 Minuten 2:0. Thomas Ruefenacht und Romain Löffel erzielten die Tore.

Romain Löffel! Dem 28-jährigen Verteidiger gelang ein Länderspiel für die Geschichtsbücher. Als erstem Verteidiger gelangen ihm vier Tore im gleichen Länderspiel. Seit der Steinzeit erzielte nur ein Schweizer in einem Länderspiel vier Goals: Felix Hollenstein an der B-WM 1994 beim 20:1 gegen China. «Ich wusste nicht, dass diese vier Tore derart historisch waren», so Löffel. «Primär freue ich mich für die Mannschaft, dass wir dieses grossartige Spiel aufs Eis brachten. Und natürlich ist es wunderschön, vier Tore zu erzielen. Der Hockey-Stock und ein paar Pucks, mit denen ich die Tore erzielte, kriegen bei mir zu Hause einen Ehrenplatz.»

Wie schon im Halbfinal gegen Norwegen luden die Schweizer in Visp auch gegen die Russen zur Gala. Die Siegsicherung gelang erneut schon in der 30. Minute: Vincent Praplan, ein Walliser, erzielte im Powerplay per Ablenker das 3:0. In den beiden Partien in Visp erzielte die Schweiz vier Powerplay-Tore aus den ersten fünf Chancen. Das Überzahlspiel galt an den letzten Weltmeisterschaften oftmals als Schweizer Achilles-Ferse. Am Ende spielten sich die Schweizer im Schlussabschnitt (5 Tore) in einen Rausch. Gegentore liessen die Schweizer erst zu, als beim Stand von 7:0 der Final längst entschieden war.

Nächste Spiele im Februar

Nationalcoach Patrick Fischer hofft, dass sein Nationalteam den grandiosen Schwung von Deutschland-Cup und Visp ins neue Jahr mitnehmen kann. Die nächsten Länderspiele stehen im Februar auf dem Programm. In Herisau (6.2.) und Olten (7.2.) misst sich die Schweiz mit Deutschland in «Prospect-Games» mit Nachwuchsauswahlen. Die regulären Schweizer Internationalen treffen sich erst im April für die WM-Vorbereitung wieder.

Trotz Heim-WM im Mai in Zürich und Lausanne wäre es übertrieben zu behaupten, die Nationalmannschaft geniesse in dieser Saison erhöhte Priorität. Selbst in Visp, wo sich der Verband bemühte, mit der stärkstmöglichen Equipe anzutreten, spielten bloss neun Akteure der letzten A-WM mit. Im November und im Februar bietet Fischer Nachwuchsauswahlen auf. Für die meisten Titulare beginnt der WM-Countdown erst nach den Playoffs.

Visp bewährte sich

Entsprechend ist es nicht leicht, ein Vierländerturnier kurz vor Weihnachten zu vermarkten und zu verkaufen. Der Schweizer Gross-Triumph gegen die Russen mag dem Turnier für die Zukunft helfen. Nachdem das Schweizer Heimturnier in den letzten Jahren aus Arosa und Biel und Luzern weg gezügelt worden ist, scheint es in Visp eine Heimat gefunden zu haben. An den beiden Spieltagen kamen insgesamt 6600 Zuschauer in die neue Lonza-Arena. Erst einmal, beim Swiss-League-Derby Visp - Sierre (4237 Zuschauer), besuchten mehr Fans die neue Halle als am Freitag bei Schweiz - Russland (3844 Zuschauer). Zu den Spielen ohne Schweizer Beteiligung kamen in Visp mehr Zuschauer als vor einem Jahr in Luzern zu Schweiz - Dänemark, obwohl das damals das erste Heim-Länderspiel nach dem sensationellen Silbermedaillengewinn von Kopenhagen war.

Das Turnier soll mindestens die nächsten zwei Jahre in Visp bleiben. Das Visper Swiss-League-Team dislozierte diese Woche für die Trainings ins Exil nach Adelboden.

Telegramm:

Schweiz - Russland Olympia 8:2 (2:0, 1:0, 5:2)

Visp. - 3844 Zuschauer. - SR Tscherrig/Wiegand, Kovacs/Obwegeser. - Tore: 8. Ruefenacht (Scherwey, Richard) 1:0. 13. Löffel (Suter, Corvi/Ausschluss Kodola) 2:0. 30. Praplan (Egli, Ambühl/Ausschluss Bywalzew) 3:0. 47. Löffel (Untersander, Moser/Ausschluss Tsyplakow) 4:0. 48. Bertaggia (Ambühl, Untersander) 5:0. 50. Löffel (Praplan) 6:0. 52. Löffel (Ambühl, Praplan) 7:0. 53. Pogorischni 7:1. 54. Dergatschjow 7:2. 60. (59:40) Scherwey (Praplan/Ausschlüsse Altybarmakjan; Ruefenacht) 8:2. - Strafen: 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 8mal 2 plus 10 Minuten (Woronkow) gegen Russland Olympia.

Schweiz: Melvin Nyffeler; Untersander, Furrer; Karrer, Marti; Trutmann, Loeffel; Egli, Fora; Andrighetto, Corvi, Simon Moser; Praplan, Suter, Scherwey; Ruefenacht, Richard, Bertaggia; Rod, Ambühl.

Russland Olympia: Tichomirow (47. Fedotow); Palgin, Scharipsjanow; Woronkow, Jermakow; Demidow, Karpuchin; Pogorischni, Aljajew; Koschelew, Dergatschjow, Igumnow; Toltschinski, Bywalzew, Kudrjawzew; Altybarmakjan, Kodola, Kajumow; Tsyplakow, Galimow, Kotljarewski.

Bemerkungen: Schweiz ohne Mayer (Ersatztorhüter) und Hollenstein (krank). - Pfostenschüsse: Scherwey (26.), Rod (45.); Kotljarewski (17.). - Schüsse: Schweiz 33 (10-11-12); Russland 26 (6-9-11). - Powerplay-Ausbeute: Schweiz 2/5; Russland 0/3.

Resultate: Final: Schweiz - Russland Olympia 8:2 (2:0, 1:0, 5:2). - Um Platz 3: Slowakei - Norwegen 1:4 (0:2, 1:0, 0:2).

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