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Das erste Olympia-Gold Kanadas hat seinen Ursprung in Island

Bei den Olympischen Sommerspielen 1920 in Antwerpen stand erstmals Eishockey im Programm. Der Favorit Kanada gewann überlegen Gold - die härteste Arbeit fand vor dem Wettkampf statt.

Agentur
sda
26.04.20 - 05:00 Uhr
Eishockey
1920 in Antwerpen stand erstmals Eishockey im Olympia-Programm. Der Sieg ging an Kanada - ebenso wie hier auf dem Bild von 1948 in St. Moritz
1920 in Antwerpen stand erstmals Eishockey im Olympia-Programm. Der Sieg ging an Kanada - ebenso wie hier auf dem Bild von 1948 in St. Moritz
KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/STR

In Zeiten des Coronavirus ist das Leben fast zum Stillstand gekommen. Vor 100 Jahren war die Welt gerade einer noch grösseren Krise entronnen und bewegte sich ebenfalls noch sehr langsam. Das zeigt allein schon die Anreise des kanadischen Eishockey-Teams zu den ersten Olympischen Spielen nach dem Ersten Weltkrieg in der belgischen Diamanten-Metropole Antwerpen.

Die Winnipeg Falcons hatten sich durch den Gewinn der kanadischen Amateur-Meisterschaft das Recht zur Olympia-Teilnahme gesichert. Ende März reisten sie aus der Provinz Manitoba nach Osten und erreichten am 3. April den Hafen von St. John an der Atlantikküste. Neun Tage später kam das Team per Schiff in Liverpool an, am 16. April in Belgien. Nach einem Benefizspiel als Vorbereitung gewannen die Kanadier am 24. April fast einen Monat nach der Abreise ihre Auftaktpartie: 15:0 gegen die Tschechoslowakei. Olympiagold holten sie am 26. April 1920 mit einem 14:1 gegen Schweden - das Goal zum 3:1 in der 16. Minute war das einzige Gegentor, das Goalie Wally Byron (sein Vater hiess noch Björn Bjarnarson) in seinen drei Spielen einkassierte.

Diskriminierung überwunden

Im Mutterland des Eishockeys gab es nie Zweifel daran, dass die erste olympische Goldmedaille nur an Kanada gehen konnte. Die Qualifikation war für die Winnipeg Falcons tatsächlich ungleich härter als das Olympiaturnier. Das begann für die Falken bereits mit der Gründung 1911. Das Team bestand damals fast ausschliesslich aus isländisch-stämmigen Spielern, die in anderen Klubs nicht erwünscht waren. Bereits 1915 gewannen sie dann erstmals die Amateur-Meisterschaft in der Provinz Manitoba. Danach dienten sämtliche Spieler im Ersten Weltkrieg in Europa und Nordafrika.

Nach der Rückkehr starteten die Falcons zum Sturm auf Olympia. Der neuerliche Gewinn der Provinz-Meisterschaft war der härteste Teil, die Selkirk Fishermen wurden erst in der zweiten Verlängerung niedergerungen. Als Vertreter des Westens waren sie für das Finalturnier um den noch heute ausgetragenen Allan Cup qualifiziert und setzten sich im Final 8:3 und 3:2 gegen des Team der Universität von Toronto durch. Um die lange Reise nach Antwerpen antreten zu können, mussten sie aber erst noch eine Geldsammlung durchführen.

Nach der Rückkehr am 17. Mai wurden die Winnipeg Falcons in ihrer Heimatstadt mit einer Parade gefeiert, danach gerieten sie aber bald wieder in Vergessenheit. Auch damals zählten in Nordamerika die Profis, die um den Stanley Cup spielen, deutlich mehr. Zu einer Karriere in der NHL schaffte es aus dem Olympiateam später einzig Captain Frank Fredrickson (eigentlich Sigurdur Fridriksson). Das isländische Eishockey-Nationalteam spielt übrigens bis heute mit einem Falken und dem kanadischen Ahornblatt auf ihren Trikots.

Schweiz bei Olympia ohne Torerfolg

Das Olympiaturnier 1920 war insofern speziell, als die eigentlichen Spiele erst am 14. August eröffnet wurden. Bereits im April wurden aber im Eispalast von Antwerpen die Wettkämpfe im Hockey und Eiskunstlauf ausgetragen. Ein Schweizer Team nahm ebenfalls teil, blieb aber in zwei Spielen ohne Torerfolg (0:29 gegen die USA und 0:4 gegen Schweden). Erst vier Jahre später fanden die ersten Winterspiele statt. In Chamonix belegten die Schweizer mit drei Niederlagen und 2:53 Toren erneut den letzten Platz. Bereits 1928 in St. Moritz gab es aber unter der Führung von Bibi Torriani die Bronzemedaille.

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