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Sion und Vaduz kennen Abstiegskampf seit dem Saisonstart

Seit dem Anpfiff der Meisterschaft befinden sich Aufsteiger Vaduz und Sion praktisch im Abstiegskampf. Dass sie schon so lange im Kampfmodus leben, kann ihnen im Schlussspurt zum Vorteil gereichen.

Agentur
sda
24.04.21 - 06:00 Uhr
Fussball
Léo Lacroix und Sion hatten fast eine ganze Saison Zeit, den Abstiegskampf zu üben
Léo Lacroix und Sion hatten fast eine ganze Saison Zeit, den Abstiegskampf zu üben
KEYSTONE/MARTIAL TREZZINI

Marco Walker hat seinen ersten Sieg als Trainer des FC Sion am Donnerstagabend auf eine für einen Abstiegskandidaten atypische Weise gefeiert. Die Walliser siegten auswärts in Genf in einem Achttore-Spiel 5:3, wobei beide Teams ihre Verteidigungsaufgaben nach der Pause komplett ignorierten. Walker sprach nach Spielschluss im TV-Interview mit dem Schweizer Fernsehen SRF die mangelnde Abwehrleistung an, er wolle bei fünf geschossenen Toren allerdings ein Auge zudrücken, sagte der 50-Jährige. In seiner Aussage schwang die Essenz des Abstiegskampf mit: Wie die Punkte zur Rettung eines Klubs zustande gekommen sind, interessiert nach dem Klassenerhalt keinen.

Das Walliser Schlusslicht hat sechs Runden vor dem Ende der Saison mit dem Sieg gegen Servette das benötigte Lebenszeichen von sich gegeben, drei Punkte beträgt die Differenz zum Barrage-Platz des FC Vaduz noch. In der entscheidenden Phase könnte Sion zupass kommen, was auch für die Liechtensteiner gilt: Sie kennen in dieser Saison praktisch nichts anderes als die untere, gefährliche Tabellenregion. Während Vaduz in den 30 absolvierten Runden nie über den Vorletzten-Platz hinaus kam, war für die Sittener ein 7. Rang kurz nach Saisonstart das Hochgefühl.

Für die ebenfalls stark gefährdeten FC St. Gallen (8.) und FC Zürich (7.) gilt das nicht. Der FCZ arbeitete sich nach der Entlassung von Ludovic Magnin unter Massimo Rizzo auf einen Europacup-Startplatz vor, die Ostschweizer galten in der ersten Saisonhälfte gar noch als ärgster Widersacher von Serienmeister YB. Abstiegskampf wird sich in einigen Spieler-Köpfen dieser beiden Teams darum wie die Höchststrafe anhören. Die Zürcher treten am Sonntag beim FC Luzern zu einem wegweisenden Spiel an, weil auch die Zentralschweizer noch nicht über den Berg sind. Grösste Brisanz erhält unter diesem Gesichtspunkt aber das Direktduell um den Barrage-Platz zwischen Vaduz und St. Gallen.

Bei einer Niederlage würden die Ostschweizer erstmals in dieser Saison auf den 9. Platz zurückfallen. «Wir sind so gut, dass wir Vaduz am Samstag schlagen können», sagte St. Gallens Trainer Peter Zeidler nach der 0:2-Niederlage in Lugano am Mittwoch. Tatsächlich dürfte die individuelle Klasse den FCSG bevorteilen. Nur brachte die junge Equipe ihre Pferdestärken in der Liga zuletzt nicht mehr auf den Platz, sie wartet seit acht Spielen auf einen Sieg.

Es droht dem Cup-Halbfinalisten das Schicksal, das 2016 den FC Zürich ereilte. Damals stiegen die Zürcher in die Challenge League ab und siegten vier Tage später im Cup. Zeidler zeigte sich im Vorfeld des Vaduz-Spiels überzeugt, dass der Cup in der Ostschweiz mehr Motivationshilfe als Bürde ist. Die überzeugenden Auftritte im Achtelfinal gegen YB (4:1) und Viertelfinal gegen GC (2:1) hätten seiner Mannschaft gezeigt, dass es funktionieren könne. Gegner Vaduz und Schlusslicht Sion bewiesen das zuletzt allerdings dort, wo es im Abstiegskampf zählt: in der Meisterschaft.

Übersicht über die Spiele vom Samstag:

St. Gallen - Vaduz (bisherige Duelle in dieser Saison: 1:2, 2:0, 1:0). - Samstag, 18.15 Uhr. - SR Hänni. - Absenzen: Quintilla (krank), Abaz, Kräuchi, Letard (verletzt); Obexer, Prokopic, Wieser (verletzt). - Statistik: Der Niedergang des FC St. Gallen im Jahr 2021 ist - gemessen am Tabellenplatz - bemerkenswert. Im Dezember galten die Ostschweizer als jenes Team, das die Young Boys im Kampf um den Meistertitel fordern könnte, vier Monate später droht der Gang in die Barrage zur Challenge League. Verliert der FCSG am Samstag daheim gegen Vaduz, fällt er hinter die Liechtensteiner in den 9. Rang zurück. Die Favoritenrolle liegt derweil beim Aufsteiger, der nur eines der letzten fünf Spiele verloren hat, während St. Gallen seit Februar auf einen Sieg wartet und in den letzten vier Partien nur ein Tor schoss.

Lausanne-Sport - Basel (0:0, 1:3, 1:2). - Samstag, 20.30 Uhr. - SR Horisberger. - Absenzen: Falk, Geissmann, Monteiro, Schmidt, Turkes, Zekhnini, Zohouri (verletzt); Zhegrova (gesperrt), Jorge, Padula, Xhaka (verletzt). - Statistik: FCB-Coach Patrick Rahmen fühlt sich in dieser Woche womöglich in seine Zeit als Trainer des FC Aarau zurückversetzt; drei Tage nach Vaduz heisst der Gegner der Basler Lausanne-Sport. Während die Basler gegen den Aufsteiger aus dem Liechtensteinischen Mühe bekundeten und nur eines der vier Saisonduelle für sich entscheiden konnten, liegen ihnen die Waadtländer mehr. In den ersten drei Duellen dieser Saison blieb der FCB gegen Lausanne ohne Niederlage, wobei der Tabellenzweite nur gegen Luzern noch mehr Punkte einfuhr.

Rangliste: 1. Young Boys 30/69 (58:22). 2. Basel 30/43 (50:44). 3. Lugano 30/43 (35:32). 4. Servette 30/41 (37:45). 5. Lausanne-Sport 30/40 (40:39). 6. Luzern 30/36 (50:49). 7. Zürich 30/35 (41:45). 8. St. Gallen 30/34 (35:41). 9. Vaduz 30/33 (31:46). 10. Sion 30/30 (37:51).

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