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Neues Jahr, neues Team, neues Glück?

Thomas Tuchel steht das zweite Jahr in Folge im Champions-League-Final. Um ihn hat sich fast alles verändert: neues Land, neuer Klub, neues Standing. Kreiert er mit Chelsea nun auch ein anderes Ende?

Agentur
sda
29.05.21 - 06:00 Uhr
Fussball

Beim Entscheid der UEFA, den diesjährigen Final der Champions League zwischen den englischen Klubs Manchester City und Chelsea kurzfristig von Istanbul nach Porto zu verlegen, war nicht Thomas Tuchel sondern Corona ausschlaggebend. Beim europäischen Fussballbund haben persönliche Befindlichkeiten von Aussenstehenden keinen Platz, so kam auch niemandem die Idee, für Tuchels zweiten Champions-League-Final in Folge zumindest das Gastgeberland beizubehalten.

Denn abgesehen davon, dass der 47-Jährige erneut mit einem Team im Final des wichtigsten Wettbewerb des Klubfussballs steht und der Tatsache, dass die Titel-Entscheidung erneut in Portugal fallen wird, hat sich die Welt des 47-Jährigen in den letzten zehn Monaten praktisch komplett verändert: Tuchel arbeitet in einem neuem Land, mit neuem Klub und hat ein neues Standing. Neun Jahre nach Roberto di Matteo strebt der FC Chelsea unter Tuchel den zweiten Henkelpott der Vereinsgeschichte an. Er wäre die Krönung einer erst kürzlich gestarteten Romanze.

Zwischen dem deutschen Coach und dem vom russischen Oligarchen Roman Abramowitsch finanzierten englischen Topklub funkte es auf Anhieb. Chelsea erhielt von Tuchel die klaren Strukturen und Arbeitsaufträge, die es für eine stabile Defensive brauchte und die Vorgänger und Klublegende Frank Lampard dem Klub trotz aller Liebe nicht bieten konnte. Tuchel bekam von den «Blues» im Gegenzug Wertschätzung, etwas das ihm in seinen fast zweieinhalb Jahren als Chef von Paris Saint-Germain nur selten zuteil wurde.

In der Meisterschaft stürmte das junge Glück zwischenzeitlich vom 9. auf den 3. Platz, ehe die rosarote Brille in den letzten Wochen erste leichte Kratzer erhalten hat. Von den letzten vier Pflichtspielen verlor der Londoner Klub drei - unter anderem den Cupfinal gegen Leicester City. Zur Sicherung des Champions-League-Startplatzes über den Ligaweg waren die Blues am letzten Spieltag gar auf Schützenhilfe von Stadtrivale Tottenham angewiesen. Ausgerechnet in diese Baisse fällt das Duell um die Krone im europäischen Fussball mit der englischen Übermannschaft schlechthin: Manchester City, dem souveränen Meister und Ligacup-Sieger.

Die Eigenart der beiden Trainer

Das Team von Pep Guardiola war ähnlich wie Chelsea unter Tuchels Vorgänger Lampard schlecht aus den Saison-Startblöcken gekommen, setzte aber ab der 10. Runde zu einem Zwischensprint an, der bis Saisonhälfte zur Tabellenführung reichte. «Genie» Guardiola, wie der deutsche Nationalspieler Ilkay Gündogan seinen Trainer bei den «Citizens» bezeichnet, zog einmal mehr die richtigen Schlüsse. Während der Spanier die Champions League als Trainer von Barcelona schon zweimal gewinnen konnte, soll er diesen Titel nun endlich auch für die in den Vereinigten Arabischen Emiraten domizilierten Besitzer von Manchester City holen.

Manchester City gegen Chelsea, das ist auch der Final zwischen Guardiola und Tuchel, den womöglich detailversessensten Trainern des europäischen Fussballs. Mit einem Schmunzeln erzählte Mainz' Sportchef Christian Heidel im Vorfeld des Finals eine Geschichte aus Tuchels Anfangszeit bei Mainz, als dem Trainer die Arbeit eines Greenkeepers dermassen zusagte, dass er ihn von Olympiakos Piräus nach Mainz locken wollte. Mit ihrer Art, alles und jeden kontrollieren zu wollen, ecken die Trainer der beiden englischen Topklubs auch an. «Es ist intensiv mit ihm. Es ist nicht immer einfach, was er von dir verlangt», sagte Gündogan in Bezug auf Guardiola.

Dem «Genie» wurden seine Eigenheiten in den letzten Jahren immer vergeben, weil sie zum Erfolg führten. Bei Tuchel führte der nicht immer einfache Charakter dagegen zu frühzeitigen und unschönen Abgängen in Dortmund und bei PSG. Erst bei Chelsea ist fast alles anders. Auch das Saisonende am Samstag?

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