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Serena Williams kann von Absenzen nicht profitieren

«Entscheidend ist nicht wie du beginnst, sondern wie du aufhörst.» Serena Williams sagte das zum Viertelfinalsieg über Tsvetana Pironkova. Zwei Tage später gegen Viktoria Asarenka gilt dies erneut.

Agentur
sda
11.09.20 - 12:34 Uhr
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Serena Williams muss sich gegen Viktoria Asarenka an der Achillessehne behandeln lassen
Serena Williams muss sich gegen Viktoria Asarenka an der Achillessehne behandeln lassen
KEYSTONE/EPA/JUSTIN LANE

Die Achillessehne erwies sich für Serena Williams als Achillesferse. Zu Beginn des dritten Satzes hinkte sie zu ihrer Bank und liess sich behandeln. «Ich überdehnte die Achillessehne, die mir schon vorher Probleme bereitet hatte», so die 38-jährige Amerikanerin später. Nach der Behandlung gab Serena Williams ihr Aufschlagspiel ab, und diesem Rückstand rannte sie bis zuletzt erfolglos hinterher.

Dabei hatte Serena Williams gegen Viktoria Asarenka so stark begonnen. Sie gewann sieben der ersten acht Games und erspielte sich nach 45 Minuten einen Breakball für eine 6:1, 2:0-Führung. Zur Egalisierung des legendären Grand-Slam-Rekords der Australierin Margaret Court fast aus der Antike (24 Major-Titel im Einzel) fehlten zu diesem Zeitpunkt bloss noch drei Sätze. Anderthalb Stunden später stand die 6:1, 3:6, 3:6-Niederlage von Serena Williams fest. Die Geschichtsschreibung muss warten.

Was geschah nach dem nahezu perfekten Start? «Sie hat nicht aufgegeben», analysierte Williams. «Sie begann, besser und besser zu spielen. Womöglich bin ich etwas vom Gas weg. Mir unterliefen mehr Fehler, viel zu viele Fehler sogar. Und ich war nicht so dominant mit dem Aufschlag, wie ich mir das erhofft hatte.»

Frust kam bei Serena Williams indessen nicht auf. «Natürlich bin ich enttäuscht - aber ich muss mir keine Vorwürfe machen. Ich habe alles gegeben. Ich war bei anderen Gelegenheiten auch schon nahe dran (am 24. Grand-Slam-Titel) und hatte hinterher das Gefühl, ich hätte mehr ausrichten können. Im Halbfinal gegen Viktoria Asarenka habe ich aber sehr, sehr viel gegeben.»

Bezwingerin Asarenka lässt Williams hoffen

Dennoch glauben immer mehr Fans, dass Serena Williams dem Rekord von Margaret Court erfolglos hinterher rennen wird. Die Uhren ticken gegen die 38-Jährige. Das US Open in Flushing Meadows, auf das sechs Top-10-Spielerinnen verzichtet hatten und zwei weitere (Karolina Pliskova und Sofia Kenin) schon vor den Viertelfinals ausgeschieden waren, präsentierte sich als grosse Chance - womöglich als die letzte?

Seit fast vier Jahren, seit dem Australian Open im Januar 2017, wartet Serena Williams mittlerweile auf diesen 24. Major-Titel, der ihr persönlich derart wichtig wäre. Seit der Geburt von Tochter Alexis Olympia Ohanian jr im September 2017 erreichte sie noch vier Grand-Slam-Finals, jeweils zwei in Wimbledon und am US Open. In diesen vier Finals gewann sie keinen Satz und blieb stets unter ihren Möglichkeiten. Der Erfolgsdruck erwies sich als zu gross. Seit ihrem ersten grossen Titel am US Open vor 19 Jahren (!) durchlief Serena Williams nie eine derart lange Durststrecke an den vier Slams.

Die jahrzehntelange Dominatorin des Frauen-Tennis glaubt weiter daran, dass ein 24. Titel für sie bereit liegt. «Die Jagd nach diesem 24. Titel wird am Ende die Story meiner Karriere sein.» Die Durststrecke relativiert sie mit der anderthalb-jährigen Baby-Pause. Und Hoffnung tankt sie ausgerechnet aus der Geschichte von Asarenka, ihrer Bezwingerin. «Es ist wichtig, positiv eingestellt zu bleiben. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie Asarenka positiv bleiben konnte. Sie gewann mehr als ein Jahr lang kein einziges Einzel. Jetzt hoffe ich für sie, dass sie ihren Traum erfüllen kann.»

Den nächsten Anlauf, ihren Traum vom 24. Grand-Slam-Titel zu erfüllen, nimmt Serena Williams im Oktober am French Open. Sie bestätigte nach dem Ausscheiden in New York die Absicht, in Paris zu starten, obwohl sie in Roland-Garros seit 2015 und ihrem letzten Sieg nicht mehr erfolgreich abschnitt. «Ich werde bis zu meinem Rücktritt nie zufrieden sein. Das liegt an meiner Persönlichkeit. So bin ich eben. Und dem verdanke ich immerhin schon 23 Grand-Slam-Titel.»

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