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Dank früher Absage mittlere Katastrophe verhindert

In dieser Woche hätten die Swiss Indoors stattfinden sollen, der grösste jährliche Schweizer Sport-Event. Die Absage sei «ohne Wenn und Aber richtig gewesen», erklärt Turnierpräsident Roger Brennwald.

Agentur
sda
30.10.20 - 20:45 Uhr
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Weder spielt der rekonvaleszente Roger Federer - hier vor Jahresfrist in der 2. Runde - momentan Turniertennis, noch konnten die Swiss Indoors stattfinden
Weder spielt der rekonvaleszente Roger Federer - hier vor Jahresfrist in der 2. Runde - momentan Turniertennis, noch konnten die Swiss Indoors stattfinden
KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Der Entscheid zur Absage im Frühsommer hat gemäss Brennwald «eine mittlere Katastrophe verhindert». Beinahe täglich hätten die Organisatoren zurück buchstabieren müssen. Bis drei Tage vor Turnierbeginn hätten sie auf bis zu 5000 Zuschauer pro Tag hoffen dürfen. Am 21. Oktober verbot dann der Kanton Basel-Stadt Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern. Und seit Donnerstag hätten gar keine Zuschauer mehr in die St. Jakobshalle reingelassen werden dürfen.

Den Machern in Wien erging es so. Sie planten in der riesigen Wiener Stadthalle mit mindestens 3000 Zuschauern. In den letzten Tagen vor Turnierbeginn ging organisatorisch wegen neuer Verordnungen alles drunter und drüber. Am Ende betrug die Tageskapazität 1500 Zuschauer: 500 VIP's mit Tageskarten plus jeweils 500 Zuschauer für eine Nachmittags- und eine Abend-Session.

Wien musste täglich ändern

Aber nicht nur die Anzahl Zuschauer erschwert die Organisation eines Grossanlasses in Zeiten der Pandemie. Herwig Straka, Wiens Turnierdirektor, kann davon ein Lied singen. Erst zwei Tage vor Turnierbeginn erfuhr er, dass er einen VIP-Bereich betreiben darf und doch Verpflegung verkaufen darf. «Gott sei Dank wurde das Gastronomie-Verbot kurz vor dem Turnier aufgelockert. Letzten Mittwoch bauten wir die Verpflegungsstände ab, einen Tag später durften wir alles wieder aufbauen.»

All das kostete Straka am Ende ein Lächeln: «Wir adaptierten seit Monaten wöchentlich unsere Pläne - und zuletzt halt täglich.» Was kostet das? Zahlen will und kann Straka noch keine nennen - «aber im Gegensatz zum so erfolgreichen Vorjahr werden wir diesmal tiefrote Zahlen schreiben. Ohne Zuschauer wäre es definitiv günstiger gewesen als mit den 1000 jetzt. Aber Stimmung in der Halle zu haben, ist für die Sponsoren und vor allem auch für die Spieler viel wert. Ich erachte das Turnier auch als Investition. Novak Djokovic soll sich vorstellen können, wie sich das anfühlt, wenn die Stadthalle voll ist. Ich hoffe, dass das bei ihm so rüber kommt und er nicht das letzte Mal in Wien war.»

Basels Absage kostete viel

In Basel erfolgte die frühe Absage auch aus wirtschaftlichen Überlegungen. Aber auch die Swiss Indoors leiden finanziell. «Unser Verlust bewegt sich im unteren einstelligen Millionenbereich», sagt Turnierpräsident Roger Brennwald. Geschätzt werden zwei Millionen Franken. «Mit dem frühzeitigen Entscheid zum Turnierverzicht konnten wir die Folgekosten minimieren und einen weit höheren Fehlbetrag in der Rechnung verhindern», sagt Brennwald.

Ein Turnier ohne Zuschauer hätte also viel mehr gekostet - auch wenn die ATP beim Preisgeld und den Abgaben grosse Abstriche zuliess und beispielsweise Wien (fast) keine Startgarantien auszahlte. Diese «Milchmädchenrechnung» (Zitat Brennwald) wollten die Basler gar nicht machen. Brennwald: «Ein Turnier ohne Zuschauer rechnet sich nicht, sicher nicht in Basel. Wien gegenüber zeige ich Respekt. Ich gönne es dem Veranstalter, wenn er sein Turnier dank politischer und wirtschaftlicher Unterstützung heil über die Runden bringt.»

Die Macher der Swiss Indoors gehen nicht davon aus, dass sich die Absage von 2020 für die Zukunft nachteilig auswirkt. Brennwald: «In besonderen Zeiten, wie wir sie gerade erleben, ist man gut beraten, nicht nur an die eigenen Vorteile zu denken. Im Vordergrund steht die Gesundheit, alles andere ist zweitrangig. Im Übrigen widerspiegelt die Siegerliste der Swiss Indoors die hohe Reputation unseres Turniers. Von daher haben wir nichts zu befürchten.»

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