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Ryf machte das Beste aus der schwierigen Situation

Daniela Ryf bestreitet am Freitag mit dem 70.3 Ironman in Dubai ihren ersten Wettkampf seit dem Ironman auf Hawaii im Oktober 2019. Sie spricht von einem speziellen Gefühl.

Agentur
sda
12.03.21 - 04:30 Uhr
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Die Triathletin Daniela Ryf im November 2019 während eines Trainings in der Schwimmhalle in Zuchwil
Die Triathletin Daniela Ryf im November 2019 während eines Trainings in der Schwimmhalle in Zuchwil
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Rennen sind auch deshalb wichtig, um zu sehen, ob die im Training eingeschlagene Richtung stimmt. Diese Bestätigung über so lange Zeit nicht zu erhalten, war für die 33-jährige Solothurnerin keine einfache Situation. «Zu viel zu hinterfragen, wäre in dieser Zeit extrem gefährlich gewesen», sagt Ryf im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Vielmehr fokussierte sie sich auf kurzfristige Ziele, wie sich im Schwimmen weiterzuentwickeln. Ausserdem konnte die Schweizer Sportlerin des Jahres 2018 in aller Ruhe ihre Fussverletzung auskurieren.

Die Motivation fürs Training fehlte Ryf jedenfalls nie, im Gegenteil: «Ich merkte, wie gerne ich trainiere. Zum Teil hatte ich gar mehr Freude, da der Druck wegfiel. Dieser nimmt einem manchmal den Atem weg.» So genoss sie es, mehr Freiraum zu haben. Eine Saisonpause gönnte sie sich allerdings nicht. «Obwohl ich das ganze Jahr hart arbeitete, hatte ich nicht das Gefühl, Ferien verdient zu haben, da ich mich nie beweisen konnte», führt die vierfache Ironman- und fünffache Ironman-70.3-Weltmeisterin aus. Von Sommer bis Herbst habe sie gar eher mehr trainiert wie sonst. «Ich kann mich nicht an viele Tage erinnern, an denen ich nur zwei Einheiten absolviert habe.»

«Nur» zu trainieren, war ihr dann aber doch zu wenig. Es wurde ihr bewusst, auch etwas für den Kopf machen zu müssen. Darum entschloss sie sich, die frei gewordene Zeit optimal zu nutzen und ihr Studium in Lebensmitteltechnologie abzuschliessen. Nicht umsonst steht auf ihrer Homepage: «Erfolg heisst nicht alles zu gewinnen, sondern das Beste aus jeder Situation zu machen.» Ohne Corona hätte sie die Bachelor-Arbeit wohl nicht gemacht, sagt Ryf. Nun schloss sie diese - sie befasste sich darin mit dem Thema nachhaltige Verpackung bei Getränken - mit der Note fünf ab.

Apropos Lebensmittel. Achtet sie pedantisch auf die Ernährung? «Ich bin nicht mehr so extrem wie früher. Seit ich mir nichts mehr verbiete, esse ich viel ausgeglichener.» Von Diäten hält sie nichts, diese hätten bloss Einschränkungen zur Folge und seien eine energetische Verschwendung. Es sei auch nicht so, dass sie aufgrund des vielen Trainings wie verrückt essen müsse. «Der Körper lernt, effizient zu arbeiten, er sagt einem ziemlich genau, was er braucht. Ich höre sehr genau auf ihn. So ist auch Zucker im richtigen Moment nicht schlecht. Das Timing ist entscheidend.»

Normalerweise würde Ryf nicht so früh in die Saison starten, doch was ist aktuell schon normal. «Es ist nur schon schön, wieder einmal eine Reise zu machen.» Sie wäre vor Dubai gerne fürs Training in die Wärme nach Gran Canaria geflogen - «das wäre von der Vorbereitung her besser gewesen» -, wollte aber kein Risiko eingehen und zu dem Zeitpunkt waren wieder alle Pools zu. Das ist der Hauptgrund. Ausserdem fehlt es ihr in der Schweiz, sie trainiert mehrheitlich in St. Moritz, an nichts.

Zuletzt stimmte hierzulande auch das Wetter, sodass sie problemlos draussen Laufen und Velo fahren konnte. In Topform ist sie selbstredend noch nicht, das würde zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn ergeben. Insbesondere das Wechseltraining fehlt ihr noch. Hat sie ein konkretes Ziel für Dubai? «Es wäre schön, wenn ich Gas geben könnte. Im Training gebe ich zwar auch Gas, aber der Nervenkitzel fehlt. Das Rennen ist für mich ein guter Test, unter Druck fühle ich mich allerdings nicht. Wenn ich mich darauf freue, eine gute Leistung zu zeigen, kommt es meistens gut.»

Wie es danach für Ryf weitergeht, ist noch offen. Die Rennen in Europa seien unsicher, da Triathlon sehr massenorientiert sei. «Ein Start muss von der Reise und von der Situation vor Ort her sinnvoll sein. Es ist nun weniger entscheidend, wie gut mir die Strecke gefällt. Ich möchte einfach so viele Rennen wie möglich bestreiten, nehme das, was auf den Teller kommt», so Ryf. Und das erste Menü ist Dubai. Ihre Vorfreude darauf ist riesig.

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