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Schweizer Degenfechter wollen in Tokio angreifen

Bei fünf Weltmeisterschaften in Folge haben die Schweizer Degenfechter eine Team-Medaille geholt. Nun soll es endlich auch wieder bei Olympischen Spielen klappen. Der Trumpf ist die Vielfalt.

Agentur
sda
13.07.21 - 05:35 Uhr
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Die Schweizer Degenfechter könnten an den Olympischen Spielen in Tokio ihre Karriere krönen
Die Schweizer Degenfechter könnten an den Olympischen Spielen in Tokio ihre Karriere krönen
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Die Schweizer Fechter eilten im letzten Jahrzehnt auf internationalem Parkett von Erfolg zu Erfolg - ausser bei Olympia. In Tokio soll diese letzte Lücke im Palmares der aktuellen Generation geschlossen werden, bevorzugt im Teamwettkampf.

Max Heinzer und Benjamin Steffen sind seit vielen Jahren die Stützen dieser Mannschaft. Steffen ist mittlerweile 39-jährig und verlängerte seine sportliche Karriere wegen der Verschiebung der Spiele um ein Jahr. Vor fünf Jahren in Rio verpasste er eine Medaille im Einzel als Vierter nur ganz knapp. «Damals war die Enttäuschung gross», gibt der 1,87 m grosse Basler zu. «Mittlerweile kann ich aber anerkennen, dass es eine grosse Leistung war, und sehe den vierten Platz als Erfolg an.» Dennoch: «Noch ein vierter Platz müsste es nicht unbedingt sein.»

Nur eine Chance gehabt

Der knapp sechs Jahre jüngere Heinzer ist individuell der erfolgreichste Schweizer Fechter der aktuellen Generation. Er gewann schon zehn Weltcups und fünf Einzel-Medaillen bei Europameisterschaften, aber bei seinen zwei Olympischen Spielen in London und Rio wollte es nicht klappen. Doch er relativiert: «Mit dem Team hatten wir ja nur eine Chance.» 2016 verlor die Schweiz im Viertelfinal gegen den späteren Silbermedaillen-Gewinner Italien. 2012 war der Teamwettkampf im Degen vorübergehend aus dem Programm gestrichen worden. «Da waren wir die Weltnummer eins», ärgert sich der Schwyzer aus Küssnacht am Rigi.

Dass sich die Schweizer berechtigte Hoffnungen auf Edelmetall machen dürfen, liegt auch am erstaunlich erfolgreichen Umbruch. Mit dem 29-jährigen Tessiner Michele Niggeler und dem noch drei Jahre jüngeren Unterwalliser Lucas Malcotti stiessen nach Rio zwei neue Athleten zum Team, und bereits 2018 in Wuxi in China feierte dieses Quartett den ersten WM-Titel eines Schweizer Teams überhaupt - mit einem Finalsieg gegen Südkorea. Diese geografische und altersmässige Vielfalt ist der Schweizer Trumpf schlechthin. Die vier haben unterschiedliche Stile und sind für den Gegner nur schwer auszurechnen.

Korea als gutes Omen?

Nun finden die Titelkämpfe wieder in Asien statt, und der Viertelfinalgegner wird eben dieses Südkorea sein. Ein gutes Omen? Steffen lacht. «Vielleicht. Aber sie sind gefährlich und haben uns beim letzten Weltcup klar geschlagen.» Dieser eine Weltcup im März, in dem die Schweizer in Kasan die Olympia-Qualifikation definitiv fixierten, war der einzige Ernstkampf in den letzten 18 Monaten. Es dürfte kaum Spitzensportler geben, die durch die Pandemie härter getroffen wurden als die Fechter.

Umso mehr sind sie nun froh, dass Olympia diesmal stattfindet. Vor dem Teamwettkampf stehen Heinzer, Steffen und Niggeler auch noch im Einzel im Einsatz. «Im Einzel ist alles möglich», weiss Heinzer. Der Fokus der Schweizer liegt aber auf dem Team. «Wir haben uns zusammen qualifiziert und harmonieren sehr gut», betont der Innerschweizer. Als Pflicht sieht er eine Medaille aber nicht an. «Dafür muss alles zusammenpassen.» Bei nur neun Teams im Feld gibt es keine einfachen Gegner. «Wenn es nicht klappt, geht das Leben auch weiter. Aber eine Olympia-Medaille wäre das i-Tüpfelchen.»

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