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Der Vierte zunächst zufriedener als der Zweite

Mathias Flückiger als Zweiter und Nino Schurter als Vierter verpassen jenen Rang, den ihnen die Rennsituation offeriert hätte, jeweils um einen Platz. Der Bündner wirkt nach dem Rennen zufriedener.

Agentur
sda
26.07.21 - 12:47 Uhr
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Einige Olympia-Zweite freuen sich euphorisch, andere trauern dem verpassten Sieg nach. Mathias Flückiger gehörte wenige Minuten nach Rennschluss zur zweiten Kategorie. Ein Strahlen war im Gesicht des Oberaargauers nicht auszumachen. «Ich kann schon stolz sein. Wir alle wissen, wie wertvoll eine olympische Medaille ist», sagte er. Diese Erhabenheit drang in seiner Körperhaltung allerdings nicht durch. «Ich hatte hohe Erwartungen und wollte gewinnen. Man muss immer in die Mitte zielen, dort lag für mich der Sieg. Ich schoss also am Ziel vorbei.»

Die Freude über Silber wird nach einmal schlafen den Ärger über das verpasste Gold endgültig verdrängen. Denn Thomas Pidcock fuhr stark, sehr stark. Flückiger stellte aber klar: «Bei der Zieleinfahrt war ich nicht ganz glücklich. Ich habe immer darum gekämpft, noch zu gewinnen.» Seiner Meinung nach ging die Lücke zum Briten wegen zweier Fehler auf, die ihn kurz aus dem Sattel zwangen. «Ich war in dieser Phase zu euphorisch und wollte alles in einer halben Runde aufholen.»

Flückigers Frust ist zu einem gewissen Grad verständlich. Die Ausgangslage glich jener von Nino Schurter in Rio 2016. Der Bündner stand nach Bronze (2008) und Silber (2012) quasi in der Pflicht, seine Karriere endgültig zu veredeln - was er auch tat. Flückiger hätte sich nun im Zenit seiner Leistungsfähigkeit die Option auf den grösstmöglichen Sieg im Mountainbike geboten. Eine derartige Ausgangsposition offeriert Paris 2024 nicht mehr.

Immerhin zementierte Flückiger mit seiner Silbermedaille die neue Hierarchie im Schweizer Team. Er hatte sich die Pole-Position im Schweizer Team unter anderem mit je zwei Cross-Country- und Short-Race-Siegen im diesjährigen Weltcup erarbeitet. Spätestens seit seinem U-23-Weltmeistertitel 2010 und WM-Bronze bei der Elite 2012 wurde sein Durchbruch schon viel früher erwartet. Aber erst in den letzten drei Jahren ging es mit ihm konstant aufwärts. So zog er auch an Nino Schurter vorbei, dessen Palmarès alles ziert, was in diesem Sport zu holen ist.

Schurter akzeptiert 4. Rang

Schurter, im Mountainbike längst eine Legende, musste auf dem Parcours in einem Radsport- und Vergnügungspark zweieinhalb Autostunden ausserhalb von Tokio niemandem mehr etwas beweisen. Er konnte befreit auftreten und tat dies auch. Er bekundete nach dem Rennen auch keine gröberen Probleme, die bittere Pille zu schlucken. «Ich bin mit dem Rennen zufrieden. Ich habe alles gegeben und ich bin von Beginn an aktiv gefahren. Am Schluss fehlte mir das letzte Quäntchen, aber ich kann mir keinen Vorwurf machen.»

«Ab Rennmitte fehlte mir der Saft», sagte der Routinier. Pidcock und Flückiger zogen davon, Schurter leistete, um Flückigers Position abzusichern, keine Nachführarbeit. Allerdings gab er auch zu: «Es kam mir gelegen, dass in dieser Phase das Tempo in unserer Gruppe raus war».

Der Sieger Pidcock, dem eine grosse Zukunft vorausgesagt wird, ist 13 Jahre jünger als Schurter. Wird nun der Brite im kommenden Jahrzehnt das Mountainbike dominieren? «In habe in den letzten 15 Jahren grosse Gegner kommen und wieder gehen sehen: Julien Absalon, Jaroslav Kulhavy, Mathieu van der Poel. Schön ist, dass ich immer dabei war und dass ich immer noch gegen sie fighten kann», sagte er nach seinem Auftritt in den Vulkanausläufern des Mont Fuji.

Ob es sein letztes Rennen im Zeichen der fünf Ringe war, liess Schurter offen: «Vielleicht war es noch nicht das Ende, wer weiss. Schauen wir mal, wie der Rest der Saison verläuft. Dann wissen wir, ob es meine letzten Spiele waren.»

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