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Ohne grosse Erwartungen fährt Gmür am besten

Zum zweiten Mal schwingt Pirmin Gmür an einem «Eidgenössischen». Der 23-Jährige aus Amden möchte in Zug besser sein als vor drei Jahren, aber dennoch unbekümmert ans Werk gehen.

Bernhard
Camenisch
21.08.19 - 09:07 Uhr
Schwingen

In Estavayer war Pirmin Gmür am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2016 eine der freudigen Überraschungen im Team des Nordostschweizer Schwingerverbandes (NOSV). Damals noch im Status eines Kantonalschwingers verlor er am Samstagmorgen zwar den 1. Gang. Es sollte aber seine einzige Niederlage bleiben. Gmür gewann seinen zweiten und dritten (gegen den Eidgenossen Peter Imfeld) Kampf, stellte in den folgenden vier Duellen und siegte zum Abschluss ein weiteres Mal. Der damals noch weitgehend unbekannte Gmür hatte acht Gänge schwingen können und klassierte sich mit 73,25 Punkten inmitten grosser Namen im Rang 18d.

Drei Jahre sind seither vergangen und eines hat sich nicht verändert: Die grossen Feste taugen dem Landwirt, der auch eine abgeschlossene Ausbildung als Lastwagenmechaniker hat, besser. «Ich bin eher einer, der gegen starke Gegner gut ins Fest reinkommt, als wenn ich auf solche treffe, die primär nicht verlieren wollen», sagt Gmür. Das hat auch damit zu tun, dass seine Stärke im Kontern liegt. Zudem vermag sich der Ammler im Verlauf eines Fests in der Regel zu steigern: «Ich kann oft nach dem Mittag super durchziehen.»

Den Papa überholt

Dies hat der 1,80 Meter grosse Sennenschwinger mit der bulligen Statur in der laufenden Saison schon einige Male bewiesen. «Ich hatte noch nie eine so gute Saison und gewann noch nie so viele Kränze», erklärt Gmür. Drei resultierten im Jahr 2019: am St. Galler Kantonalschwingfest in Widnau (26. Mai), am Nordostschweizer Schwingfest in Hallau (30. Juni) – womit er die Selektion für das «Eidgenössische» auf sicher hatte – und am Appenzeller Kantonalschwingfest (7. Juli). Mit jenem Kranz in Stein hat Pirmin Gmür seinen Vater überholt. Karl Gmür hatte von 1988 bis 1992 neunmal Eichenlaub erobert.

Bei seinem letzten Einsatz vor dem «Eidgenössischen» blieb der 23-Jährige zwar ohne Kranz – es fehlten 0,75 Punkte –, gut fürs Gefühl und fürs Selbstvertrauen war das Fest dennoch: Gmür vertrat am vorletzten Sonntag den NOSV als Gastschwinger am stark besetzten Bernisch-Kantonalen Schwingfest in Münsingen. Er habe sich gefreut, dorthin zu dürfen, und sei im Vorfeld ganz schön nervös gewesen, gibt der Ammler zu. Gmür unterlag zum Auftakt dem Eidgenossen Simon Anderegg. In der Folge brachte er drei Siege und zwei Gestellte auf sein Notenblatt.

Eine Saison unter Innerschweizern

Diese Leistung untermauerte, dass sich Gmür an den grossen Festen wohlfühlt. Schon dreimal hat er an einem Teilverbandsfest mit dem Kranz reüssiert. Das erste Mal war dies am Innerschweizer Schwingfest 2017 der Fall. Pirmin Gmür trat in jenem Jahr für den Schwingklub Wiggertal an, weil er damals im luzernischen Zell einen Teil seiner Ausbildung zum Landwirt absolvierte. Auch wenn das Schwingen nicht der Grund für den Abstecher in die Innerschweiz war, hat ihn jene Saison auch im Sägemehl weitergebracht.

Zu Gmürs Kollegen aus dem Kantonal-Schwingverband der Luzerner gehörte im vorletzten Jahr Joel Wicki. Der Sörenberger ist einer der meistgenannten Anwärter auf den Königstitel beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug. Gmür hat aber einen anderen zuoberst auf der Rechnung: «Samuel Giger», nennt er ohne zu zögern den Namen des 21-jährigen Thurgauers. «Er war zuletzt körperlich in einem Topzustand und hat technisch nochmals zugelegt. Er kann das alleine durchziehen.»

Sich selbst übertreffen

Und was rechnet sich der Ammler, der stets mit Ohrenschutz und Hosenträgern schwingt, für sich selbst aus? «Ich gehe nicht mit grossen Erwartungen hin und werde Gang für Gang nehmen.» Angesichts seiner erfolgreichen Saison ist dies eine bescheidene Aussage. Gmür begründet, er sei in der Vergangenheit nicht schlecht gefahren, wenn er mit dieser Erwartungshaltung angetreten sei. Etwas konkreter wird er dann doch noch: «Ich möchte besser sein, als ich es beim letzten ‘Eidgenössischen’ war.» Und damit ist gesagt: Zumindest in den Kranzausstich soll der Weg auch diesmal führen.

In den Tagen vor dem Megaevent in Zug ist bei Pirmin Gmür noch alles ruhig. Bewusst möchte er nichts an seinem gewohnten Ablauf ändern, um gar nicht erst zu viel darüber nachzudenken, was ihn am Wochenende erwarten wird. Dass er schon einmal ein «Eidgenössisches» erlebt hat, hilft ihm. Und dass ihn eine gigantische Kulisse mit über 50 000 Zuschauern in der Arena nicht hemmt, bewies er in Estavayer. Auf einen Moment freut er sich schon jetzt besonders: «Es wird ein extrem cooles Gefühl sein, am Samstagmorgen in die Arena einzulaufen.»

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