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Diesmal stehen die Sprint-Frauen im Mittelpunkt

Zuletzt stand bei einer Nordisch-WM aus Schweizer Sicht Dario Cologna im Mittelpunkt. In Oberstdorf könnten ihm aber die Sprinterinnen Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff den Rang ablaufen.

Agentur
sda
24.02.21 - 10:20 Uhr
Schneesport

Trotz Langlauf-Boom: Die Schweiz ist keine Nordisch-Nation. Während die Alpinen fast immer reich mit Edelmetall geschmückt von Titelkämpfen zurückkehren, sind Medaillen bei Weltmeisterschaften im Langlauf und Skispringen die Ausnahme. 20 hat es seit der ersten WM 1925 gegeben. Und doch reisten die Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski nicht ohne Ambitionen ins Allgäu.

In fünf Wettkämpfen dürfen sich Schweizer realistische Chancen auf Medaillen ausrechnen. Zu einer eigentlichen Domäne von Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff wurde in den letzten beiden Wintern der Team-Sprint. Bei den jeweils zwei Weltcuprennen liefen die 25-jährige Luzernerin und die acht Jahre ältere Bündnerin viermal aufs Podest. Während beim ersten Weltcupsieg eines Schweizer Frauenteams kurz vor Weihnachten in Dresden namhafte Konkurrenz fehlte, war bei den weiteren Podestplätzen die gesamte Weltelite am Start - zuletzt vor zweieinhalb Wochen im schwedischen Ulricehamn.

Die Topfavoritinnen werden in Oberstdorf am Sonntag die Schwedinnen sein, dahinter kämpfen wohl Norwegen, die USA, Russland, Slowenien und die Olympia-Vierten aus der Schweiz um die weiteren Medaillen. Zuvor darf sich Nadine Fähndrich bereits zum WM-Auftakt am Donnerstag auch im Einzelsprint, der im Gegensatz zum Teamsprint klassisch gelaufen wird, einiges ausrechnen. In Dresden triumphierte sie auch im Einzel, in den weiteren Sprints verpasste sie weitere Top-Klassierungen zum Teil auch mit etwas Pech.

Cologna gegen Norwegen und Russland

Immer zu den Medaillen-Kandidaten gezählt werden muss Dario Cologna. Mit vier Olympiasiegen, dem WM-Titel 2013 im Skiathlon sowie zwei weiteren Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften hat der bald 35-jährige Bündner zur Genüge bewiesen, dass er ein Meister darin ist, auf den Punkt bereit zu sein. Die letzten beiden Titelkämpfe verliefen allerdings nicht ganz nach seinem Gusto. Über 15 km klassisch lief er an der Tour de Ski in seiner engsten Heimat auf den 2. Platz. An der WM wird in der Skating-Technik gelaufen, doch das sollte für Cologna kein Nachteil sein.

Da er im Endspurt nicht mehr mit den Schnellsten mithalten kann, ist das einzige Rennen mit Einzelstart am Mittwoch der nächsten Woche vermutlich seine beste Medaillenchance. Auch im Skiathlon (je 15 km klassisch und Skating), mit dem die Distanzläufer am Samstag ihr Programm eröffnen, und allenfalls im abschliessenden 50-km-Rennen, beide mit Massenstart, könnte ihm bei günstiger taktischer Konstellation ein Coup gelingen. Im Weltcup war Cologna meist bester Nicht-Norweger oder -Russe. Das Problem: Von diesen gibt es (zu) viele.

Alexander Bolschunow hat das Zeug dazu, ausser den Sprints in jedem Rennen vorne weg zu laufen. Die Frage ist, ob der erst 24-jährige Russe seine überragende Form von der Tour de Ski bewahren konnte. Bolschunow zählt schon je vier Olympia- und WM-Medaillen in seinem Palmarès, eine goldene fehlt aber. Zwischen den Norwegern und ihm besteht eine ausgeprägte Rivalität, die für die besten Geschichten dieser WM sorgen könnte. Bei den Frauen ist Therese Johaug nach wie vor das Mass aller Dinge, doch ist die Norwegerin nicht mehr so dominant wie auch schon. Vor allem die Schwedinnen und Amerikanerinnen lauern auf einen Fehltritt.

Kein Nachfolger für Peier

Auch bei den Skispringern, die ihr Programm am Freitagabend mit der Qualifikation von der kleinen Schanze in Angriff nehmen, gibt es mit dem Norweger Halvor Egner Granerud einen Überflieger im wahrsten Sinn des Wortes. Er muss eigentlich nur zwei Gegner fürchten: ungünstigen Wind oder einen Material-Fauxpas, wie er bei der WM-Hauptprobe am Wochenende in Rasnov zu seiner Disqualifikation geführt hat.

Die Schweizer Springer Gregor Deschwanden und Simon Ammann zeigten zuletzt Aufwärtstrend. Eine überraschende Medaille, wie sie Killian Peier vor zwei Jahren gelang, ist aber sehr unwahrscheinlich. Der WM-Dritte von Seefeld/Innsbruck verpasst wegen eines Kreuzbandrisses den ganzen Winter.

Aus dem geplanten Skifest wird in Oberstdorf, das zum dritten Mal eine WM durchführt, nichts, denn Zuschauer sind keine zugelassen. Immerhin stehen zwei neue Wettkämpfe, die Nordische Kombination und das Springen von der Grossschanze für die Frauen, im Programm, die das Total der Medaillensätze auf 24 erhöhen. Schweizerinnen sind in beiden Disziplinen keine am Start.

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