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Wenn die Gewissheit ein Schock ist

Die Schliessung der Freizeitanlagen wird um einen Monat verlängert. Für Betriebe wie das Bogn Engiadina in Scuol ist das ein harter Schlag.

Ursina
Straub
14.01.21 - 04:30 Uhr
Tourismus
Mineralbad Bogn Engiadina Scuol Corona Coronakrise
Das Mineralbad Bogn Engiadina in Scuol wird länger geschlossen bleiben.
MAYK WENDT

Bis Ende Februar bleiben nicht nur Läden und Märkte geschlossen, die keine Artikel für den täglichen Bedarf verkaufen. Geschlossen bleiben auch Sportanlagen sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Und dazu gehören eben auch Thermalbäder. Das hat der Bundesrat gestern bekannt gegeben.

Eines der bekanntesten Mineral- und Heilbäder im Kanton ist das Bogn Engiadina in Scuol. Dessen Direktor Claudio Duschletta bezeichnete die neuen Massnahmen des Bundes zur Bekämpfung des Coronavirus denn auch als «einen Schock». Gegenüber Radio Südostschweiz sagte Duschletta gestern: «Es ist ein harter Schlag. Man wusste zwar, dass es in diese Richtung geht, aber in dem Moment, wo man hört, dass die Schliessung bis Ende Februar Realität wird, trifft es einen hart.»

Seit Dezember dürfen die Bäder keine Gäste mehr empfangen. Mit den neu geltenden Massnahmen bleiben die Türen somit ganze drei Monate verschlossen. Die Schliessung betreffe die drei umsatzstärksten Monate, betonte Duschletta. «Von Dezember bis Februar haben wir jeweils viele Eintritte. Sie helfen, die schwächeren Monate im Frühling zu überbrücken. Für uns ist die Schliessung deshalb massiv.»

Allein im Januar und Februar entgingen dem Bad mehrere hunderttausend bis knapp eine Million Franken, unterstrich Duschletta. Das Bogn Engiadina sei zwar dadurch nicht in seiner Existenz bedroht. Denn die Gemeinde Scuol, welcher das Bad zum grössten Teil gehört, hat an einer Gemeindeversammlung im vergangenen Jahr eine Million gesprochen – um die Ausfälle des letzten Jahres abzufedern. Damit werde ein Teil der Verluste von vergangenem Frühling gedeckt.

Forderungen deponiert

Noch unklar ist gemäss Duschletta, ob das Bogn Engiadina unter die Härtefallverordnung fällt und damit Gelder von Bund und Kanton bekommt. Denn das Heilbad ist als Aktiengesellschaft organisiert, wird aber von der öffentlichen Hand, also von der Gemeinde Scuol, finanziert. Die Gemeinde ist es auch, die allfällige Defizite deckt. «Wir werden aber alles in Bewegung setzten, um eine Entschädigung für die Umsatzeinbussen zu bekommen», sagte Duschletta.

Beim Bund und beim Kanton hat das Bogn Engiadina zusammen mit dem Verband Heilbäder und Kurhäuser der Schweiz bereits seine Forderungen deponiert. «Wir verlangen, dass wir als systemrelevant einzustufen sind», so Duschletta. «Denn schliesslich leisten wir einen wichtigen Teil zur Gesundheitsförderung der Bevölkerung.» Dass die Thermalbäder vom Härtefallfonds profitieren könnten, sei deshalb nur richtig.

Auch ohne Badegäste hat das Technikteam zurzeit genug zu tun. Zwar wird das Wasser nicht gewärmt, aber es muss umgewälzt werden und in Bewegung bleiben, damit die Wasserqualität hoch bleibt. Der Direktor des Bades hofft nun auf den Frühling. «Ich glaube fest daran, dass uns ein guter Sommer bevorsteht», gab er sich gestern optimistisch.

Ursina Straub schreibt als Redaktorin der «Südostschweiz» für den Regionalteil der Zeitung und für Online. Ihre Themenschwerpunkte sind Landwirtschaft, Alp, Jagd, Grossraubtiere, Natur; zudem berichtet sie regelmässig aus dem Grossen Rat. Die gelernte Journalistin, diplomierte Landwirtin und Korrektorin EFA ist auch Leiterin Qualität. Mehr Infos

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