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Führende Gesundheitspolitikerin Israels tritt in Corona-Krise zurück

Aus Protest gegen den Kurs der Regierung hat eine führende Gesundheitspolitikerin Israels mitten in der sich wieder zuspitzenden Corona-Krise ihren Rücktritt erklärt.

Agentur
sda
07.07.20 - 11:28 Uhr
Wirtschaft
Ein medizinischer Mitarbeiter entnimmt einem Mädchen an einer Drive-Thru-Station für Covid-19-Tests einen Abstrich über die Nase. Nach einem deutlichen Anstieg von Corona-Neuinfektionen hat Israel am Montag die Beschränkungen zur Eindämmung des Virus…
Ein medizinischer Mitarbeiter entnimmt einem Mädchen an einer Drive-Thru-Station für Covid-19-Tests einen Abstrich über die Nase. Nach einem deutlichen Anstieg von Corona-Neuinfektionen hat Israel am Montag die Beschränkungen zur Eindämmung des Virus…
Keystone/AP/Sebastian Scheiner

Siegal Sadetzki, Direktorin für öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, schrieb am Dienstag bei Facebook, seit einigen Wochen habe Israel im Kampf gegen das Coronavirus die Richtung verloren.

«Im Kampf gegen die erste Welle hatte Israel Erfolg, hat sich dann aber von anderen führenden Ländern entfernt, indem es schnelle Lockerungen durchsetzte», hiess es. Daraufhin sei die Zahl der Infektionen rasch angestiegen. «Vor diesem Hintergrund bin ich zu dem Schluss gelangt, dass ich unter den neuen Umständen - weil meine professionelle Ansicht nicht akzeptiert wird - nicht mehr aktiv dabei helfen kann, gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu kämpfen.» Minister Juli Edelstein dankte Sadetzki in einer Mitteilung für ihre Arbeit.

Sadetzki vertrat das Ministerium zu Beginn der Pandemie häufig in der Öffentlichkeit, auch bei Pressekonferenzen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Sie galt als Verfechterin eines harten Lockdown-Kurses, wurde aber auch für das Vorhersagen von Horrorszenarien kritisiert.

Israel hatte zu Beginn der Pandemie rasch reagiert, und der Verlauf war zunächst glimpflich. Nach Lockerungen im Mai kam es jedoch zu einem starken Ausbruch von Infektionen. Die Regierung wird inzwischen scharf für ihr Vorgehen kritisiert.

Die Infektionsexpertin Galia Barkai vom angesehenen Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv bemängelte etwa zuletzt zu schnelle Lockerungen und die Krisenkommunikation der Regierung. Sie mahnte raschere epidemiologische Tests an.

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