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Studie zeigt Zusammenhang von Abholzung und Infektionskrankheiten

Auf den ersten Blick scheinen gerodete oder auch wieder aufgeforstete Wälder und Infektionskrankheiten nicht viel miteinander zu tun zu haben. Wissenschaftler haben sich die Zahlen jetzt aber genauer angeschaut und herausgefunden, dass Rodung Zoonosen fördert.

Agentur
sda
24.03.21 - 10:31 Uhr
Wirtschaft
Aufgeforstete Palmölwälder: Was für das ordnungsliebende Auge eine Wohltat ist, kann höchst gefährlich sein für die Gesundheit. Denn Monokulturen wie diese fördern gemäss einer neuen Studie Tierkrankheiten, die auf Menschen übertragbar sind (Archivbild).
Aufgeforstete Palmölwälder: Was für das ordnungsliebende Auge eine Wohltat ist, kann höchst gefährlich sein für die Gesundheit. Denn Monokulturen wie diese fördern gemäss einer neuen Studie Tierkrankheiten, die auf Menschen übertragbar sind (Archivbild).
Keystone/EPA/HOTLI SIMANJUNTAK

Französische Forscher haben einen deutlichen statistischen Zusammenhang zwischen der Abholzung von Wäldern und Ausbrüchen von Infektionskrankheiten gefunden, die von Tieren übertragen werden.

Ähnlich verhielt es sich mit Palmölplantagen: Je grösser deren Fläche wurde, desto häufiger traten Infektionskrankheiten auf. Ein weiteres Ergebnis der jetzt im Fachmagazin «Frontiers in Veterinary Science» erschienenen Studie ist, dass auch Aufforstung zu mehr Fällen solcher Krankheiten führt.

«Wir kennen die genauen ökologischen Mechanismen noch nicht, aber wir nehmen an, dass sich Plantagen wie bei Ölpalmen auf Kosten natürlicher Waldgebiete entwickeln und die Wiederaufforstung hauptsächlich aus monokulturellen Wäldern besteht, die auf Kosten von Grasland angelegt werden», zitiert das Magazin Serge Morand vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Paris.

Das Zauberwort heisst «Biodiversität»

Beide Änderungen der Landnutzung gingen mit dem Verlust biologischer Vielfalt einher, und die vereinfachten Lebensräume begünstigten Tierreservoire von Erregern und Krankheitsüberträger.

Morand und seine Kollegin Claire Lajaunie vom Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung schauten sich die weltweite Entwicklung in den Jahren 1990 bis 2016 an. Sie nutzten für ihre Analysen Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltbank.

Eine andere Datenbank für Infektionskrankheiten hat für diesen Zeitraum mehrere Tausend Ausbrüche erfasst, bei denen der Erreger direkt von seinem tierischen Wirt auf den Menschen oder beispielsweise durch Insekten vom Hauptwirt auf Menschen übertragen wird. Ein Beispiel für die zweite Kategorie ist die Anopheles-Mücke als Überträger von Malaria.

Eine einfache Gleichung

Das Auftreten solcher Krankheiten in einem Land setzten die Wissenschaftler zur Waldbedeckung des Landes, zur Fläche seiner Palmölplantagen und zu demografischen Daten in Beziehung. Sie fanden dabei einen starken Zusammenhang zwischen Entwaldung und Epidemien etwa mit Malaria und Ebola in tropischen Ländern wie Brasilien, Peru, Bolivien, der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun, Indonesien, Myanmar und Malaysia.

Hingegen zeigten gemässigte Regionen wie die USA, China und Europa klare Zusammenhänge zwischen Aufforstung und Krankheiten wie der von Zecken übertragenen Lyme-Borreliose.

«Wir hoffen, dass diese Ergebnisse den politischen Entscheidungsträgern helfen werden zu erkennen, dass Wälder zu einem gesunden Planeten und gesunden Menschen beitragen und dass die Entscheidungsgremien die Aufforstung und landwirtschaftliche Umwandlung von Grasland verhindern müssen», wird Morand im Communiqué zitiert

*Fachartikelnummer DOI: 10.3389/fvets.2021.661063

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