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Postfinance-Chef sieht Aufhebung des Kreditverbots frühestens 2023

Eine Aufhebung des Verbots zur Kreditvergabe könnte laut Postfinance-Chef Hansruedi Köng frühestens 2023 in Kraft treten. Selbst wenn das Kreditverbot aufgehoben werde, dauere es dann mehrere Jahre, bis sich dies positiv auf das Ergebnis der Post-Tochter auswirke

Agentur
sda
01.07.21 - 12:20 Uhr
Wirtschaft
Die Aufhebung des Hypothekar- und Kreditverbots ist für Postfinance-Chef Hansruedi Köng ein wichtiger Faktor, um die Profitabilität des Finanzinstituts langfristig zu gewährleisten. (Archivbild)
Die Aufhebung des Hypothekar- und Kreditverbots ist für Postfinance-Chef Hansruedi Köng ein wichtiger Faktor, um die Profitabilität des Finanzinstituts langfristig zu gewährleisten. (Archivbild)
KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Der Postfinance-Chef zeigte im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP über die Botschaft des Bundesrat vom Mittwoch erfreut. Mit der Aufhebung des Hypothekar- und Kreditverbots will dieser die Ertragskraft der finanziell unter Druck stehenden Postfinance verbessern. Dies sei ein wichtiger Faktor, um die Profitabilität und die Wettbewerbsfähigkeit von Postfinance langfristig zu gewährleisten, betonte auch Köng.

Offen zeigte sich Köng erneut auch für eine Privatisierung der Postfinance - dies im Gegensatz zu Post-Chef Roberto Cirillo, der solche Pläne in der Vergangenheit abgelehnt hatte. Wichtig sei für Postfinance aber, dass das Kreditverbot falle, so Köng im Interview: «Politisch scheint das nur in Kombination mit einer Privatisierung möglich zu sein.»

Mit der Frage des Grundversorgungs-Auftrag im Zahlungsverkehr müsse sich nun die vom Bundesrat eingesetzte Expertengruppe beschäftigen. Tatsache sei aber, dass die Nutzung von bargeldbezogenen Dienstleistungen klar rückläufig sei. «Wenn der Bund Postfinance privatisieren möchte und eine solche Aufgabe im Pflichtenbuch steht, dann würde sich wohl kein Investor finden.» Die Politik müsse sich also überlegen, ob es diesen Grundversorgungsauftrag braucht und wer ihn dann erbringe.

Erboste Stimmen wegen Gebühren

Die per Anfang Juli eingeführten neuen Gebührenpakete und die breitere Anwendung von Negativzinsen für Privatkunden hätten zu zahlreichen Reaktionen und auch zu erbosten Stimmen geführt, räumte Köng ein. Die Massnahmen seien aber «unvermeidbar». Vergleichsweise wenige Kunden hätten aber ihre Konten aufgelöst. «Darüber sind wir natürlich froh.»

Bereits die bisherigen Schwellenwerte für Guthabengebühren respektive Negativzinsen hätten bei Kunden zu einer gewissen Reduktion der Guthaben und zu Umlagerungen in Anlagen geführt. Dennoch sei die Bilanz von Postfinance weiter gestiegen oder stabil geblieben. «Seit Ankündigung der neuen Massnahmen zeichnet sich jetzt eine Trendwende ab: Es gibt erstmals eine leichte Verkürzung der Bilanz.» Für eine verbindliche Aussage sei es aber zu früh.

Die Postfinance strebt eine Verringerung der Kundengelder auch wegen der regulatorischen Auflagen an. Als systemrelevante Bank untersteht sie den erhöhten Anforderungen bezüglich der Eigenmittelunterlegung für den Notfall. «Damit wir mit den heutigen Eigenmitteln auch nach voller Umsetzung der Bestimmungen bis Ende 2025 noch genügend kapitalisiert sind, braucht es den Abbau der Bilanz um rund 15 Milliarden Franken.»

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