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«Wir waren bereit»

Das ist ein Titel, der in diesem Coronajahr so manches Mal hätte gesetzt werden können. Dass es nach der Verschiebung des WEF nun auch den Spengler Cup getroffen hat, schmerzt ganz besonders. Nicht nur das Loch, das die Absage in die Kasse des HCD gerissen hat. Ganz Davos hängt in diesen Tagen am Tropf des Eishockeyturniers. Da heisst es nun ganz oft «ausser Spesen, nichts gewesen».

Barbara
Gassler
31.12.21 - 08:36 Uhr
Wirtschaft
Keine Erinnerungsstücke für Hockeyfans.
Keine Erinnerungsstücke für Hockeyfans.
bg / bg
Der letzte Übertragungswagen von Fernsehen SRF verlässt das Gelände.
Der letzte Übertragungswagen von Fernsehen SRF verlässt das Gelände.
bg
Gähnende Leere wo sich sonst Menschen versammeln.
Gähnende Leere wo sich sonst Menschen versammeln.
bg
Eigentlich hätte dieser Gabelstapler erst eine Woche später zum Einsatz kommen sollen,
Eigentlich hätte dieser Gabelstapler erst eine Woche später zum Einsatz kommen sollen,
bg
Hockey gespielt wurde nur im Eistraum.
Hockey gespielt wurde nur im Eistraum.
bg
Die Gastronomie wurde auch einzig im Eistraum belagert. 
Die Gastronomie wurde auch einzig im Eistraum belagert. 
bg
Zum x-ten Mal musste HCD-CEO Marc Gianola Auskunft geben.
Zum x-ten Mal musste HCD-CEO Marc Gianola Auskunft geben.
bg
Tapfer wird der Fanshop offen gehalten. Einige Besucher danken es.
Tapfer wird der Fanshop offen gehalten. Einige Besucher danken es.
bg
Auch HCD-Präsident Gaudenz Domenig muss erneut vor die Kamera treten.
Auch HCD-Präsident Gaudenz Domenig muss erneut vor die Kamera treten.
bg
Auch wenn keine Spiele stattfinden, die HCD-Ausstellung kann dennoch besucht werden.
Auch wenn keine Spiele stattfinden, die HCD-Ausstellung kann dennoch besucht werden.
bg

Einer der Betroffenen ist Rosario Galliker, Geschäftsführer der Galfri GmbH, seit zwanzig Jahren Caterer am Spengler Cup. «Wir wissen noch gar nicht, was da noch alles kommt», sagt er auf Anfrage der DZ. «Die Bauten waren aufgestellt, die Technik bereit. Nun können wir das Ganze nur noch wieder abbrechen.» Mit rund einer Viertelmillion Franken war er in Vorleistung gegangen. Auf seiner Lohnliste hätten in diesen Tagen rund vierzig Mitarbeitende gestanden, und etwa fünfzig Europaletten mit Lebensmitteln, Getränken und Geschirr waren bereits angeliefert worden. In einer ersten Reaktion ging es für den Geschäftsführer darum, dafür zu sorgen, dass keine Lebensmittel verloren gehen. «Das konnten wir organisieren, es musste nichts weggeworfen werden.» Dann musste der Abbruch der Infrastruktur organisiert werden. «Für mehr war bis jetzt noch kein Platz. Auch für uns war diese Situation mit dieser extrem kurzfristigen Absage völlig neu. So etwas hatten wir noch nie.» Entsprechend sind noch keine Entscheidungen gefallen, keine abschliessenden Zahlen bekannt. «Etwa 95 Prozent meiner Mitarbeitenden sind temporär angestellt. Ist das für sie nun ein finanzieller Totalausfall? Ich weiss es nicht.» Umgekehrt ist noch nicht klar, welche Kosten Galliker für ihre Unterbringung entstehen werden. «Der Schaden ist völlig offen.»

119 Schnitzel pro Tag übrig

Mit zwischen 4000 und 5000 Franken veranschlagt Zarko Akrap vom Restaurant Allod Stübli den ihm entstandenen Schaden. Wie viele Restaurants in der Nähe des Eisstadions richtet er während des Spengler Cups zwei zusätzliche Services aus und hat entsprechend eingekauft. «Sicher, gewisse Dinge kann ich einfrieren, Getränke über die nächsten Wochen und Monate aufbrauchen», sagt er. «Doch die Frischprodukte sind verloren.» Das Restaurant, das normalerweise nur am Abend geöffnet hat, hatte sich darauf vorbereitet, bereits am Mittag die ersten Gäste zu empfangen. «Da wären auch viele Gruppen und Busreisende dabei gewesen.» In den Pausen zwischen den Spielen wären dann hungrige Matchbesucher verköstigt und zum Schluss noch die «normale» Kundschaft empfangen worden. «Während des Spengler Cups brauche ich sonst bis zu 120 Schnitzel pro Tag, jetzt ist es noch eines.», bringt Akrap die Situation auf den kürzesten Nenner.

Die Teams reisten gar nicht erst an

Auch die Hoteliers mussten Absagen verkraften. «Ich würde mal sagen, dass die Hotels im Zentrum sicher so fünf bis zehn Prozent der Zimmer am 26. Dezember stornieren mussten», sagt Hotelier-Präsidentin Tamara Henderson. Sie machte allerdings die Erfahrung, dass die Zimmer gut wieder weggingen. «Trotz allem war die Absage des Spengler Cups sehr kurzfristig, und es ist schwierig, da zu reagieren.» Handeln mussten vor allem die sogenannten Team-Hotels, die natürlich ein Klumpenrisiko trugen. So etwa das Hotel Alpengold, wo Direktor Mario Gubi bestätigt: «Es ist richtig, dass ein Team bei uns untergebracht werden sollte. Zum Zeitpunkt der Absage war das Team noch nicht angereist. Wir waren von keinen weiteren Stornierungen betroffen und konnten glücklicherweise eine grosse Anzahl der Zimmer bereits weiterverkaufen.» Auch im Hotel Ameron wurden durch die kurzfristige Absage Zimmer frei, wie deren Direktor Ingo Schlösser sagt: «Als Teamhotel hatten wir, wie auch in der Vergangenheit, ein Team bei uns untergebracht.» Von dieser Gruppe waren einige wenige Personen bereits am 24. Dezember in Davos angekommen. Der grosse Teil sollte aber erst am 25. ankommen. «Sie sind aufgrund der Absage gar nicht erst angereist.» Die dadurch freigewordenen Zimmer so kurzfristig wieder zu besetzen, sei schwierig, doch «wir versuchen, über alle unsere Vertriebskanäle die leeren Zimmer zu verkaufen.» Denn neben den für die Teams reservierten Räumen hätten sie auch die Absage von Eishockeyfreunden hinnehmen müssen.

Mehr als das halbe Hotel

Für das Hotel Grischa bedeutete die Absage des Eishockeyturniers, dass kurzfristig 60 Zimmer oder rund zwei Drittel des Hotels neu zu besetzten waren. «Rund 120 Personen, darunter auch Kinder, reisten erst gar nicht an», berichtet Direktor Cyrill Ackermann. Nach der äusserst kurzfristigen Absage hatten sie natürlich grössere Mühe, die Zimmer in den ersten Tagen nach der Absage mit neuen Gästen wieder zu füllen.» Doch das Hotel erholte sich rasch. «Vor allem für die Tage ab dem 27. Dezember konnten wir eine tolle ‹Schadensbegrenzung› machen.» Auch die Absagen von Eishockey-Fans seien im humanen Bereich geblieben: «Es wurden zwei Zimmer abgesagt.»

Auf Wiedersehen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Auf Wiedersehen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
bg

Das dicke Ende kommt erst noch

Angaben zu den finanziellen Auswirkungen wollen die angefragten Hoteliers alle noch keine machen. Dafür sei es noch zu früh, sagen sie übereinstimmend. Dass es aber zu einem Schaden gekommen ist, steht allerdings ausser Frage. Ackermann bemerkt dazu; «Wir sind beim Neuverkauf der Zimmer preislich konstant geblieben. Und es hatte sich gezeigt, dass dies die richtige Strategie ist.» Auch über eventuelle Rückerstattungsansprüche will man im Moment noch nicht sprechen. Die Verantwortlichen des Spengler Cups und sie würden die Zahlen zusammentragen und dann versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden. «Zum heutigen Zeitpunkt ist es sicher noch zu früh, ein Statement abzugeben.»

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