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Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf den Wohnungsmarkt

Wie in allen anderen Branchen hat Covid-19 seit seinen Anfängen im März 2020 auch in der Immobilienwelt viel Unsicherheit ausgelöst. Der Bereich Wohnen erwies sich jedoch schon vorher als «Betongold».

Wohnen
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04.06.21 - 16:22 Uhr
Die coronabedingte Arbeit im Homeoffice hat Folgen auf dem Immobilienmarkt.
Die coronabedingte Arbeit im Homeoffice hat Folgen auf dem Immobilienmarkt.
zVg.

von Remo Fetz, MAS ZFH in Real Estate Management/Eidg. Dipl. Immobilientreuhänder, Montana AG Liegenschaften, Chur

Es wird immer wichtiger, Platz zum Wohnen zu haben – und weniger wichtig, wie nah der Sitz des Arbeitgebers ist. Die generelle Nachfrage nach Wohnen ist aufgrund coronabedingter Faktoren merklich gestiegen. 
Die Anzahl der Homeoffice–Mitarbeitenden wird sich in den nächsten Jahren deutlich erhöhen. Damit steigt auch der Bedarf an Wohnraum. Weiter wird künftig der Wohnort nicht mehr in der Peripherie des Arbeitsorts liegen müssen, was eine Verlagerung der Nachfrage auf Randregionen lenkt. Es werden somit auch Regionen berücksichtigt, welche ausserhalb der herkömmlichen Zentren liegen. Langfristig könnte dies sogar die Nachfrage in den näheren Agglomerationen verringern.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind auch Einsparungen bei den niedrigeren Ausgaben für Ferien, welche sich aufs Haushaltsbudget auswirken – was wiederum mehr Liquidität fürs Wohnen bringen wird. 

Folgen für den Eigentumsmarkt

Infolge der vorher genannten Faktoren haben sich Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser für Wohn- und Ferienzwecke in der Schweiz im vergangenen Jahr verteuert. Die Preisentwicklung war regional breit abgestützt. Im Laufe des Jahres werden die Preise für Eigenheime voraussichtlich weiter steigen. Der Preisanstieg dürfte sich jedoch gegenüber dem Vorjahr etwas verlangsamen.
Die Zinsen sind zudem nach wie vor sehr tief. Aufgrund der hohen Immobilienpreise weichen darum viele in die Peripherie aus, welche dank Corona und Homeoffice deutlich interessanter geworden ist. Einziger Wermutstropfen für viele potenzielle Käufer ist die nach wie vor umstrittene Tragbarkeitsberechnung der Banken. Einerseits ist diese wichtig, damit es nicht zu einer Überschuldung der Kunden kommt, andererseits ist die Hürde mit kalkulatorischen fünf Prozent immer noch sehr hoch gegenüber den aktuellen Zinssätzen. Die verschiedenen Anspruchsgruppen diskutieren dies kontrovers. 
Bei den Einfamilienhäusern klettern die Preise infolge Knappheit in Zentren und direkten Agglomerationen in die Höhe – die Transaktionspreise liegen auf Rekordwerten. Die wichtigsten Bergdestinationen verzeichneten sogar die stärksten Preisanstiege seit 2012. Auch weniger gut erschlossene Feriendestinationen profitieren von diesem Trend. Der Markt ist dank der Alternativlosigkeit infolge Corona nochmals stark angekurbelt worden. Schweizerinnen und Schweizer machen, wenn möglich, Ferien in den eigenen vier Wänden.

Auch der Mietwohnungsmarkt reagiert

Auch im Mietwohnungsbereich ist der Trend nach schöneren, grösseren und neueren Wohnungen ungebrochen. Dabei spielen Faktoren wie die Einsparungen infolge fehlender Alternativen für Ferien u.a. eine entscheidende Rolle. Die Neubautätigkeit hat einen Höchststand erreicht, noch sind aber einige Objekte in Planung/Realisierung.
Die Leerstandsquote ist nach wie vor auf tiefem Niveau, jedoch leicht steigend. Künftig muss sicherlich mit höheren Leerstandsquoten gerechnet werden. Ein Überangebot an Wohnungen führt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch künftig zu sinkenden Marktmieten. 
Aus Investorensicht hat der zu erwartende hohe Leerstand der Kauflust jedoch keinen Abbruch getan. So verteuerten sich 2020 Wohnrendite-Liegenschaften gegenüber dem Vorjahr um knapp fünf Prozent. Gerade die wirtschaftliche Unsicherheit hat die Nachfrage nach diesem wenig zyklischen Immobiliensegment gestützt. Bei Kaufpreisen von Mehrfamilienhäusern ist gesamtschweizerisch von einem leichten Anstieg auszugehen. Allerdings ist an Spitzenlagen das Potenzial für weitere Preiserhöhungen bei den aktuellen Zinsen und Mietpreisen praktisch ausgeschöpft.

Fazit und Quellen

Gesamthaft kann festgehalten werden, dass die tiefen Zinsen, die allgemein noch intakte Wirtschaftslage, das Wohlstandsniveau und das neue Covid-19-Phänomen den Wohnmarkt stark und positiv beeinflusst haben, beziehungsweise weiterhin beeinflussen werden. 

Weiterführende Informationen sind dem Immobilienmarkt-Bericht 2021 der CSL Immobilien, dem Magazin der Credit Suisse CH-Immobilienmarkt 2021 und dem UBS Outlook Schweiz 2021 zu entnehmen.

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