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Schweizer Festspiele in Aspen: Tumler verpasst das Podest erneut ganz knapp

Die Schweizer dominieren den ersten Riesenslalom in Aspen, Colorado. Marco Odermatt gewinnt vor Loïc Meillard, setzt die Siegesserie fort und macht den Gewinn der Disziplinen-Wertung perfekt.

Agentur
sda
01.03.24 - 22:18 Uhr
Ski alpin

Den Fahrern wurde in ohnehin schwierigem Gelände die Aufgabe zusätzlich erschwert. Bei der Präparierung der Piste kam zum Abschluss nochmals Wasser zum Einsatz, das die oberen zwei Drittel der Strecke in eine Eisfläche verwandelte, die im untersten Teil in eine weiche Unterlage überging. Der Wechsel der Beschaffenheit machte auch aus der Materialabstimmung eine Herkulesaufgabe. Dazu kam die Höhe – Aspen liegt auf 2400 Metern über Meer –, die den Athleten an die Substanz ging.

14 Hundertstel entschieden Schweizer Duell

Odermatt löste auch diese Herausforderung, wen wunderts, am besten. Im ersten Durchgang hatte er seine ersten Verfolger, den jungen Norweger Alexander Steen Olsen und Meillard, um 12 beziehungsweise 19 Hundertstel hinter sich gelassen, in der Endabrechnung behielt er das bessere Ende mit 14 Hundertsteln Vorsprung für sich.

Meillard klassierte sich im Ersatzrennen für den Ende Oktober auf den Rettenbach-Gletscher oberhalb von Sölden abgebrochenen Prolog zum ersten Mal in diesem Winter in einem Riesenslalom unter den ersten drei. Wenig fehlte, und die Fahrer von Swiss-Ski hätten sogar alle drei Podestplätze beansprucht. Der Samnauner Thomas Tumler belegte wie zuletzt in Palisades Tahoe, Kalifornien, mit 16 Hundertsteln Rückstand auf den Norweger Atle Lie McGrath Platz 4. Fadri Janutin schaffte mit Rang 14 sein bisheriges Bestergebnis auf diesem Niveau.

Der achte Weltcup-Sieg im Riesenslalom in diesem Winter war der saisonübergreifend elfte, womit sich Odermatt die Chance aufrecht erhielt, weiter auf die für die Ewigkeit gedachte Bestmarke des Schweden Ingemar Stenmark von 14 ersten Rängen schielen zu dürfen. Mit Weltcup-Sieg Nummer 36 zog er in der Statistik mit zwei anderen Grössen gleich, mit Steen Olsens Landsmann Aksel Svindal und dem Österreicher Benjamin Raich.

In der Riesenslalom-Wertung stellte Odermatt seinen dritten Gewinn der kleinen Kristallkugel nun auch aus mathematischer Sicht vorzeitig sicher. Im viertletzten Weltcup-«Riesen» des Winters hätte ihm dazu schon Platz 17 gereicht.

Keine Langeweile

Siegesserien, die Eintönigkeit ganz vorne in der Rangliste, das Vorhersehbare im Rennen - die Überlegenheit eines Fahrers soll dem Sport nicht förderlich sein, sie soll dem Wettkampf die Spannung nehmen, heisst es oft, zu Langeweile führen.

Sind Riesenslaloms mit Odermatt langweilig? Mitnichten. Das Faszinierende an seinen Leistungen erstickt derlei Gedanken im Keim, das Fesselnde übertüncht sie zur Unkenntlichkeit. Monotonie kann sehr wohl ihren Reiz haben, wie der Nidwaldner immer wieder aufs Neue beweist.

Anhaltende Dominanz hat etwas von Selbstverständlichem. Selbst für einen Odermatt sind Siege auch im Riesenslalom natürlich alles andere als Selbstläufer. Dass auch für ihn die Rennen jeweils «wieder bei null beginnen», ist keine Floskel. Auch er hat sich jeweils auf die gegebenen Umstände einzustellen, auch er muss sich den unterschiedlichen Bedingungen anpassen, auch er hat Herausforderungen zu meistern - gerade nach einer nicht wunschgemäss gelungenen Fahrt in einem ersten Durchgang.

Odermatt hat in den letzten elf Weltcup-Riesenslaloms im Wortsinn den Rank stets gefunden. Er hat das dank dem Vertrauen ins eigene Können geschafft, aber auch dank seiner Fähigkeit, selbst in solchen Momenten die Ruhe zu bewahren, sich auf das Wesentliche zu fokussieren, Geschehenes auszublenden.

Jeder weitere Sieg verleiht Odermatts ohnehin grossem Selbstvertrauen zusätzlichen Schub. Die Gewissheit, mit zwei Fahrten auf gewohntem Niveau der Beste zu sein, lässt möglichen Druck an ihm anprallen. Mit jedem weiteren Sieg sendet er auch ein deutliches Signal an seine Konkurrenten. Odermatt zwingt die Nächstbesten, das Limit auszureizen, ja über die Grenzen hinaus zu gehen. Dass das damit verbundene Risiko nicht selten in Fehler mündet, ist keine neue Erkenntnis.

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