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Kampf dem weissen Tod

Die Glarner Pistenchefs machen für sichere Abfahrten alles. Ein Restrisiko aber bleibt.

Martin
Meier
04.01.20 - 04:30 Uhr
Tourismus

Beat Elmer geniesst in Braunwald einen seltenen Freitag. Weil die Lawinengefahr nicht allzu hoch ist wie an diesem, dem letzten Tag im Jahr.

Zuvor war der Pisten- und Rettungschef allerdings schier ununterbrochen im Einsatz, um das Skigebiet sicher zu gestalten – sicher vor Lawinen. Ein Restrisiko aber bleibt.

Am Stephanstag überrollt eine Lawine eine Piste im Skigebiet von Andermatt: Darunter werden sechs Personen begraben – zwei von ihnen verletzt. Im Südtiroler Schnalstal verschütten am Samstag gewaltige Schneemassen die Teufelsegg-Piste. Mehrere Skifahrer kommen darunter. Drei von ihnen sterben. Am Montag löst sich dann auch im Skigebiet Sörenberg eine Lawine und wälzt sich über einen Teil der Talabfahrt, glücklicherweise ohne Personen zu verschütten.

«An heiklen Tagen gilt es, die Lawinensituation genau im Auge zu behalten», sagt Elmer. «Die Lage muss ständig neu beurteilt werden.» Die Frage sei, wie das Wetter war, wie es gerade ist und wie es kommt. «Man kann die Pistensicherung nie lange im Voraus planen. Meistens kommt es dann doch anders.»

Notfalls müsse gesprengt werden, fährt Elmer fort. Das sei pro Saison zwischen fünf und 15 Mal der Fall. Besonders heikel sei der Skiweg im Bächital. «Bei viel Neuschnee droht dort jeweils die Gumenlaui.» Diese könne ferngesteuert über sogenannte Lawinenwächter ausgelöst werden. «Die eins bis fünf Kilogramm schweren Sprengladungen werden in der Regel aber aus dem Heli abgeworfen.» Notfalls begibt sich der 29-jährige Pisten- und Rettungschef auch selbst ins Gefahrengebiet, um drohende Lawinen zu entschärfen. Manchmal habe er da schon ein mulmiges Gefühl, sagt Elmer. Gut schlafen könne er aber immer.

An jedem fünften Tag wird gesprengt

Gut schlafen kann auch Hans Rhyner, der Pisten- und Rettungschef von Elm. «Man darf vor der Natur keine Angst haben. Man muss vor ihr einfach Respekt zeigen.» Und genau das zeigt Hans Rhyner seit Jahrzehnten: Seit 38 Jahren ist der 58-jährige Pistenpatrouilleur, seit acht Jahren Chef. «Da war kein Tag wie der andere. Man muss ständig auf der Hut sein.» Zum letzten Mal gesprengt habe man in Elm am vergangenen Samstag. «Da haben wir mit den vorbereiteten Ladungen zwölf Punkte angeflogen, die in unserem Sicherungskonzept festgelegt sind.»

In der vergangenen Wintersaison sei während der 100 Betriebstage 22 Mal gesprengt worden. Eine Herausforderung bleibe dabei das Pleus-Gebiet, fährt Rhyner fort. «Und die unberechenbaren, kaum voraussehbaren Gleitschneelawinen.» Die könne man auch mit einer Sprengung kaum auslösen.

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