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Glarnersach muss Zehnjahres-Maximum an Schäden decken

Acht grosse Feuerschäden verursachen für die Glarnersach einen Verlust von zwei Millionen bei der Monopol-Gebäudeversicherung. Abgesehen davon zeigt sich die Leitung zufrieden.

Fridolin
Rast
30.03.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Massiver Schaden am 30. Mai: Feuerwehrleute kämpfen gegen den Dachstockbrand im Hotel «Schwert» in Netstal.
Massiver Schaden am 30. Mai: Feuerwehrleute kämpfen gegen den Dachstockbrand im Hotel «Schwert» in Netstal.
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Das Coronajahr habe die Geschäfte kaum merklich beeinflusst, schreibt die Versicherung Glarnersach in einer Medienmitteilung von Montag zur Jahresrechnung 2020. Bis zu 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten aber zeitweise wegen Corona im Homeoffice gearbeitet. Sie hätten wertvolle Erfahrungen gesammelt, und diese würden für die laufende digitale Transformation berücksichtigt.

Ganz anders sieht es bei den versicherten Schäden aus. Total 1350 Schäden mussten die Versicherung im Monopol, jene im Wettbewerb und der Kulturschadenfonds bezahlen. Die Schadensumme von über 10 Millionen Franken ist mit Abstand die höchste der letzten zehn Jahre und beträgt fast das Dreifache des Zehnjahresdurchschnitts.

Vier Brände an einzigem Tag

Mehr als nur merklich hat eine ganze Reihe von grossen Bränden das Ergebnis der Glarnersach beeinflusst. Total 93 Brände haben die obligatorische Gebäudeversicherung fast sieben Millionen Franken gekostet. Darunter sind etwa jener im «Schwert» Netstal Ende Mai oder an der Oberdorfstrasse in Mollis im Oktober. Volle vier Wohnhäuser wurden dann am 18. Oktober durch die Flammen massiv beschädigt, so der Geschäftsbericht. Die Schäden waren so hoch, dass die Glarnersach sie nicht mehr allein tragen musste, sondern von der Rückversicherung knapp 1,6 Millionen Franken vergütet bekam.

Elementarschäden kosteten die Glarnersach 1,4 Millionen Franken, immerhin 0,3 Millionen weniger als 2019. Der grösste Teil davon geht allein auf die drei Sturmtiefs «Petra», «Sabine» und «Bianca» zurück, die alle im Februar das Glarnerland trafen. Dagegen seien zum Glück die Sommermonate unerwartet ruhig geblieben.

Übrige Versicherungen wachsen

Weil die Glarnersach letztes Jahr nach guten Jahren die Versicherungsprämien um 30 Prozent gesenkt hat, haben sich die Schäden umso stärker ausgewirkt. Die Prämien im Monopol gingen von 5,7 auf 4,35 Millionen Franken zurück, unter dem Strich schreibt die Monopol-Gebäudeversicherung einen Verlust von 2,2 Millionen Franken. Gegenüber dem Plus von 2019 ist das eine Verschlechterung um fast 11 Millionen, weil die Glarnersach auch mit ihren Kapitalanlagen weniger verdiente. Der Verlust sei dank solidem Eigenkapital von knapp 33 Millionen Franken und vollständigen Reserven «problemlos verkraftbar».

Die Versicherung im Wettbewerb, mit welcher die Glarnersach etwa Autos oder Hausrat versichert, sei mit 3,2 Prozent höheren Prämien erfolgreich gewachsen, obwohl Markt und Konkurrenz «anspruchsvoll» seien, so die Mitteilung weiter. Die Schäden seien aber gegenüber dem langjährigen Durchschnitt ebenfalls deutlich teurer gewesen und die Finanzanlagen hätten weniger eingebracht. So habe sich der Gewinn in dieser Sparte auf 1,74 Millionen Franken reduziert. Davon werden 0,3 Millionen Gewinnbeteiligung an den Kanton ausgeschüttet.

Feuerwehren unter Spardruck

Die Feuerwehren werden vom Feuerwehrinspektor gelobt: Sie hätten die schwierigen und grossen Feuerwehreinsätze kompetent bewältigt. In ihrem Bereich «Intervention» sei ein «ausserordentlich hoher» Ertragsüberschuss von 1,2 Millionen entstanden, berichtet die Glarnersach. Damit wirft das laufende Projekt «Feuerwehr Nova», das ein grosses strukturelles Defizit angehen solle, seine Schatten voraus. Die Feuerwehren der Gemeinden hätten deutlich intensiver zusammengearbeitet und sich bei den Beschaffungen zurückgehalten. Ausserdem seien Übungen ausgefallen. Damit seien aber die finanziellen Herausforderungen noch nicht vom Tisch.

Brandschutz beim Bau unbeliebt

Sorgen mache weiterhin die Einstellung von Bauplanern zum Brandschutz, tadelt die Glarnersach in der Mitteilung: «Dieser wird leider immer wieder als Schikane und Kostentreiber verteufelt.» Dabei sei politisch und vom Bundesgesetz her das Ziel klar: Schutz von Leib und Leben, Tieren und Sachwerten. Die Präventionsexperten stünden allen Planern beratend zur Verfügung, so die Offerte. Und nur wenn die Brandschutzplaner nicht gut eingebunden seien, werde der Brandschutz effektiv zur Knacknuss.

Erdbebenversicherung gefragt

Zwar werden Erdbebenschäden durch die obligatorische Gebäudeversicherung nicht gedeckt. Doch haben mehrere deutlich spürbare Erdbeben Ende Oktober das Interesse an einer Versicherung geweckt, wie die Glarnersach berichtet. In der Folge haben sie zu den bestehenden freiwilligen Erdbebenversicherungen rund 40 Prozent zusätzliche abgeschlossen.

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