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Noch keine Fussfesseln in Graubünden

Die Zahl der inhaftierten Personen in der Schweiz ist stabil. In Graubünden zeigt sich ein ähnliches Bild. Ab und an versucht ein Häftling aber auch zu fliehen.

01.05.19 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Strafanstalt Sennhof Chur
Die Strafanstalt Sennhof in Chur ist meist voll belegt.
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Ende Januar befanden sich 6943 Erwachsene in Schweizer Gefängnissen. Das sind etwa gleich viele wie im letzten Jahr. Dies zeigen die neusten Zahlen des Bundes. Auch in Graubünden blieben die Zahlen relativ stabil, wie der Leiter des Bündner Amtes für Justizvollzug, Mathias Fässler, auf Anfrage von «suedostschweiz.ch» erklärte.

So war das Churer Gefängnis Sennhof mit seinen insgesamt 57 Plätzen, wobei 33 für den geschlossenen Vollzug gedacht sind, beinahe durchgehend voll ausgelastet. Bei den restlichen Zellen, welche für die Untersuchungs- und die Ausschaffungshaft genutzt werden, variierte die Zahl der Belegungen hingegen. Dies könne bei der ausländerrechtlichen Administrativhaft unter anderem auf sinkende Asylgesuche zurückzuführen sein.

Weniger Häftlinge im offenen Vollzug

Ein leichter Rückgang der Belegung (-5 Prozent) konnte zwischen 2016 und 2018 hingegen beim offenen Vollzug in Realta festgestellt werden. Eine eindeutige Erklärung dafür gebe es nicht, wie der Amtsleiter betonte. Allerdings könne es am vermehrten Sicherheitsbedürfnis liegen. Demnach würden Gefangene weniger schnell vom geschlossenen in den offenen Vollzug verlegt.

Mit dem offenen Vollzug hat Graubünden grundsätzlich gute Erfahrungen. Zu Flucht oder zu einer verspäteten Rückkehr nach dem Hafturlaub komme es selten bzw. nur ab und an. Schweizweit flüchteten im vergangenen Jahr 152 Personen aus einer offenen Einrichtung, aus einer offenen Abteilung einer geschlossenen Einrichtung, von einem nicht gesicherten Arbeitsplatz oder beim begleiteten Ausgang. Das sind leicht weniger als 2017. 28 von ihnen kehrten freiwillig wieder zurück, 41 konnten innerhalb einer Woche verhaftet werden, 56 innerhalb des Jahres. 13 von ihnen befinden sich weiterhin auf der Flucht. In Graubünden befindet sich niemand auf der Flucht oder ist aus einem Urlaub nicht zurückgekehrt.

Seit vergangenem Jahr könnte Graubünden theoretisch auch auf elektronische Fussfesseln zurückgreifen, um die Zahl der Häftlinge zur reduzieren. Anpassungen am entsprechenden Gesetz haben dies möglich gemacht. Bisher seien jedoch erst zwei Gesuche dafür eingegangen – beide wurden wieder zurückgezogen, eines aus gesundheitlichen Gründen, eines weil die Voraussetzungen nicht erfüllt waren, so Fässler.

Neues Gefängnis, neue Plätze

Seit rund drei Jahren wird in Cazis zudem an einem neuen Gefängnis gebaut, welches dereinst den geschlossenen Vollzug in Chur ersetzen soll. Nach der Eröffnung Anfangs 2020 rechnet der Kanton nach rund einem halben Jahr bereits mit der vollen Belegung. Der Neubau bietet Platz für 152 hauptsächlich männliche Insassen. 12 Zellen sollen zudem für Jugendliche, Frauen und Untersuchungshäftlinge Platz bieten.

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