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Jetzt macht Chur Ernst mit der Energiewende: Schloss Haldenstein bekommt ein Solardach

Solarpanels statt alte Ziegel: Aus dem Schloss Haldenstein wird ein Kraftwerk. Das hat die Stadt Chur beschlossen. Bei der Schlossstiftung freut man sich auf einen reichen Geldsegen.

Olivier
Berger
01.04.24 - 04:30 Uhr
Graubünden
So viele Panels wie möglich: So soll das Schloss Haldenstein solar aufgerüstet werden.
So viele Panels wie möglich: So soll das Schloss Haldenstein solar aufgerüstet werden.
Bild Archiv
Solargrossprojekte haben in Graubünden einen schwierigen Stand. Bereits mehrere Anläufe sind gescheitert, zuletzt jener im Skigebiet Splügen-Tambo. Das ist ganz nach dem Gusto von Gallus Cadonau. Der Bündner Solarpionier gilt als wichtiger Kritiker von Grossprojekten und votiert dafür, lieber den bestehenden Gebäudepark zu isolieren und mit Fotovoltaikanlagen zu versehen.

Das Umweltdepartement der Stadt Chur hat Cadonaus Botschaft gehört und macht jetzt Ernst mit der solaren Aufrüstung bei bestehenden Gebäuden. Dabei nimmt man vor allem grössere Bauten ins Visier, wie Stadtpräsident Urs Marti bestätigt. Und er verrät gleich auch, an welche Gebäude die Stadt dabei denkt: «Starten werden wir mit dem Schloss Haldenstein.»

Lieber Haldenstein als Altstadt – wegen des Tourismus

Für das Schloss spreche einiges, so Stadtpräsident Marti. «Die Dachfläche ist ausreichend gross, und die alten Ziegel stören mich optisch schon länger.» Insofern verspricht er sich von der Solargrossanlage auch eine optische Aufwertung für das Schloss. Ästhetische Gründe sind es auch, wieso Chur seine Solaroffensive in Haldenstein starten will. «Wir wollen die Altstadt und das Zentrum für die Touristinnen und Touristen ansprechend erhalten», erklärt der Stadtpräsident. Deshalb wolle man den Stadtkern nicht mit Solarpanels verschandeln. «In Haldenstein stört das viel weniger Leute.»

Die Idee, Schloss Haldenstein mit einer PV-Anlage zu bestücken, liege auch politisch auf der Hand, so Marti. «Haldenstein ist unsere Pionierregion, wenn es um Anliegen der nachhaltigen Energieproduktion geht.» Der Stadtpräsident verweist unter anderem auf das bestehende Windrad. Zudem sei mit Josias Gasser einer der wichtigsten Promotoren erneuerbarer Energien im Kanton lange Zeit in Haldenstein wohnhaft gewesen. «Weil sich die Haldensteinerinnen und Haldensteiner in der Vergangenheit auch bei Abstimmungen immer eher grün geäussert haben, glauben wir, dass wir dort mit unseren Plänen auf wenig Widerstand stossen.»

Die Schlossstiftung applaudiert und hofft auf hohe Einnahmen

Eigentümerin des Gebäudes ist allerdings nicht die Stadt, sondern die Stiftung Schloss Haldenstein, die es im Jahr 1966 erworben hat. Bei der Stiftung freut man sich auf die neue Zusatznutzung als Solarkraftwerk, wie Finanzvorstand Hans Gasser betont. «Wir versprechen uns von der Solaranlage hohe Einnahmen.» Die Stiftung unterstütze die Idee des Stadtrats deshalb und wolle möglichst viele Solarpanels auf dem und in einem zweiten Schritt allenfalls am Gebäude anbringen. «Je mehr Strom wir an die IBC Energie Wasser Chur verkaufen können, umso besser für uns.» Zudem sei man stolz, «einen gewichtigen Beitrag zur Energiewende von Bundesrat Albert Rösti leisten zu können».

Die Denkmalpflege gibt Grünes Licht

Auch die Denkmalpflege Graubünden hat keine Einwände gegen das Haldensteiner Schlosssolarprojekt. Zwar handle es sich beim Schloss Haldenstein um ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung, sagt der kantonale Denkmalpfleger Simon Berger. «Innerhalb dieser Kategorie gehört es aber sicher zu den weniger schönen Anlagen.» Insofern gebe es keinen Grund, sich der solaren Nutzung zu verschliessen. «Zudem betrifft diese vorläufig nur das Dach, und das sieht man ja nicht so wirklich, wenn man vor dem Gebäude steht.» 

Geplanter Baubeginn bei Schloss Haldenstein ist im Mai, wie Stadtpräsident Marti erklärt. 

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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