Davos hat ein Rudel
«Am 27. Juli 2023 konnte die Neubildung eines Wolfsrudels auf Gemeindegebiet von Davos bestätigt werden. Durch die Wildhut wurden vier Wolfswelpen beobachtet», meldete das Amt für Jagd und Fischerei (AJF) vergangene Woche.
«Am 27. Juli 2023 konnte die Neubildung eines Wolfsrudels auf Gemeindegebiet von Davos bestätigt werden. Durch die Wildhut wurden vier Wolfswelpen beobachtet», meldete das Amt für Jagd und Fischerei (AJF) vergangene Woche.
Die Beobachtung habe die Bildung eines neuen Rudels bestätigt, heisst es weiter. Es werde zukünftig als Jatzhorn-Rudel bezeichnet und sei die bislang sechste nachgewiesene Reproduktion im Kanton in diesem Sommer. Das Streifgebiet des neuen Rudels umfasse das Gemeindegebiet von Davos nördlich von Monstein, lässt Arno Puorger, akademischer Mitarbeiter Grossraubtiere beim AJF, die DZ auf Anfrage wissen. Dies hätten sie aufgrund der Bewegungen des Wolfspaares ermittelt. «Streifgebiete sind aber keine fixen Gebilde, sondern können sich über die Zeit auch verändern, und die genauen Grenzen sind ohne GPS-Daten schwer zu bestimmen.» Das Alter der nun erfassten Jungtiere wird auf zwei Monate geschätzt. Dies basierend auf den bisherigen Beobachtungen im Kanton, dass Wolfswürfe hauptsächlich in der zweiten Hälfte Mai erfolgten. Wo dies geschah, will der AJF-Mitarbeiter nicht verraten: «Die sogenannten Rendezvous-Plätze geben wir entsprechend unserem gesetzlichen Schutzauftrag bewusst nicht bekannt.» Von diesem Ort aus würden die Elterntiere teilweise grossräumige Jagdausflüge unternehmen.
Wölfe regulieren
Und mitten in diesem Gebiet sömmert Beni Kindschi von der Alpgenossenachaft Clavadeler Alp sein Vieh. Zwar hätten sie sich an die Wolfspräsenz gewöhnt, sagt er. Doch das Rudel macht neue Sorgen. «Wir beobachten bei den Mutterkühen schon seit zwei Jahren ein verändertes Verhalten.» Sie seien aufmerksamer geworden und würden Hunde nicht mehr tolerieren. «Wen sich einer doch in die Herde wagt, wird er angegriffen», warnt der Landwirt. Das sei auch der Grund, warum er seine Mutterkühe dieses Jahr auf eine Weide weit weg von Wanderwegen und Menschen mit Hunden gebracht habe. Entlang den begangenen Routen sömmert die Alpgenossenschaft heuer nur Milchkühe und Jungvieh. «Die haben kein Junges zu beschützen und reagieren weit weniger aufgeregt.» Dieses Jahr erwartet er noch keine Probleme, dem nächsten Sommer schaut er aber mit Bangen entgegen. «Solange es sich um einen Einzelwolf handelte, hatte ich keine Angst um die Tiere.» Sie wüssten sich eines einzelnen Jägers sehr wohl zu erwehren. Das grössere Risiko sei, dass eine in Panik geratene Herde irgendwo ausbreche oder Tiere abstürzten. Ein Rudel verändere allerdings die Balance. «Wölfe sind schlau. Als Rudel vermögen sie es durchaus, ein einzelnes Tier aus einer Herde auszusortieren und zu erlegen.» Ob sich die Wölfe nun anders verhalten würden, darüber will Puorger nicht spekulieren: «Die Bildung eines Rudels muss aber nicht mit einer Veränderung des Konfliktverhaltens einhergehen.» Jetzt, mitten im Sommer sei es noch zu früh, um Schlüsse zu ziehen. Kindschi hingegen ist sich sicher, dass es auch in Zukunft bei Einzelwölfen bleiben muss, und er hofft darauf, dass Wölfe bald auf ein für ihn erträgliches Mass reguliert werden.
Jagen im Wolfsgebiet
Die Etablierung eines Wolfsrudels auf Davoser Gemeindegebiet bedeutet auch, dass bei der am 2. September beginnenden und mit Unterbruch vom 10. bis 19. September bis am 30. des Monats dauernden Hochjagd besondere Verhaltensregeln gelten. Auch auf der Jagd gilt, dass Wölfe auf keinen Fall gefüttert und nie versucht werden soll, sich ihnen anzunähern. Bei überraschenden Begegnungen ist es am Menschen, auf sich aufmerksam zu machen und sich zu-rückzuziehen. «Mit ihrem hervorragenden Geruchssinn finden Wölfe auch angeschossenes Wild und Aufbrüche, welche sie als Nahrungsquelle nutzen. Jäger, die in einem Wolfsgebiet unterwegs sind, sollten einige Dinge beachten», erinnert das AJF auf einem von ihm herausgegebenen Merkblatt «Jagen im Wolfsgebiet». Grundsätzlich sollen alle Spuren, Begegnungen und Risse der zuständigen Wildhut gemeldet und gleichzeitig dokumentiert werden.
Besondere Verhaltensregeln gelten bei der Nachsuche. Hier stellt das AJF fest: «Ein angeschossenes Tier stellt für den Wolf eine potentielle Nahrungsquelle dar. Je nach Situation verteidigt der Wolf ‹seine› Beute zum Beispiel gegenüber einem Schweisshund. Deshalb sind Nachsuchen besonders vorsichtig durchzuführen.» Ausserdem sollen Hunde nur auf kurze Distanzen geführt werden. Denn, treffen sie nach langer Hetze und weit weg vom Führenden beim Wild auf Wölfe, würden sie verjagt oder gar angegriffen, warnt das AJF.
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