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Im Jubeljahr sollen die Zuhörer in die Stadthalle strömen

Die Kammerphilharmonie Graubünden feiert heuer ihr 30-Jahr-Jubiläum – unter anderem mit einem Gratiskonzert in der Churer Stadthalle.

13.01.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Haben es in der Hand: Philippe Bach, Martina Müller (Mitte) und Jacqueline Giger Cahannes präsentieren in der Bar des Theaters Chur das Jahresprogramm der Kammerphilharmonie Graubünden.
Haben es in der Hand: Philippe Bach, Martina Müller (Mitte) und Jacqueline Giger Cahannes präsentieren in der Bar des Theaters Chur das Jahresprogramm der Kammerphilharmonie Graubünden.
THEO GSTÖHL

Damals, 1989, hiess die Kammerphilharmonie Graubünden noch Bündner Kammerorchester und stand unter der Leitung von Christoph Cajöri. Zu Beginn hätten die Orchestermusiker noch vorwiegend private Konzerte gegeben, erklärte Jacqueline Giger Cahannes, Präsidentin des Vereins Kammerphilharmonie Graubünden, gestern an der Medienorientierung zum Jubiläumsprogramm im Theater Chur. «Man ging zu den Mehrbesseren nach Hause – erst mit der Zeit kamen die grossen öffentlichen Säle dazu.»

Dass die Kammerphilharmonie 30 Jahre später sogar die grössten Säle des Kantons füllen kann, scheint das Orchester am 24. August beweisen zu wollen. Dann lädt der Verein zu einem Gratiskonzert in die Churer Stadthalle. Mit der Streicherserenade von Pjotr Iljitsch Tschaikowski und Friedrich Guldas «Konzert für Violoncello und Blasorchester» möchte sich die Kammerphilharmonie bei ihrem Publikum für die vergangenen 30 Jahre bedanken. Als Solistin wird die Violoncellistin Karolina Öhman auftreten.

Ein weiteres Geschenk erhalten alle Menschen, die 1989 geboren wurden: Sie können zum 30. Geburtstag ein ganzes Jahr lang gratis die Konzerte der Kammerphilharmonie besuchen.

Neues Festival für zeitgenössische Musik

Ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr ist das «Fest neuer Musik in Graubünden», das die Kammerphilharmonie zusammen mit dem Ensemble Ö! ins Leben ruft. Das Festival für zeitgenössische Musik findet vom 5. bis 7. April im Bündner Kunstmuseum und im Theater Chur statt und soll künftig alle zwei Jahre vonstattengehen. «Dieses Festival wird Ausstrahlung in die ganze Schweiz haben», versicherte Philippe Bach, Chefdirigent der Kammerphilharmonie. Der Anlass biete eine Plattform für namhafte Komponisten aus Graubünden und der restlichen Schweiz sowie grosse Namen der internationalen Szene.

Neben der Kammerphilharmonie Graubünden und dem Ensemble Ö! konzertieren am «Fest neuer Musik in Graubünden» das Fathom String Trio und das Orchestre Musiques des Lumières. Im Repertoire haben sie zahlreiche zeitgenössische Kompositionen – unter anderem zwei Uraufführungen der Bündner Komponisten David Sontòn Caflisch und Fortunat Frölich.

Mono-Oper mit Wesseling

Eines der Hauptprojekte im Jubiläumsjahr ist ausserdem die Oper «Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke», die die Kammerphilharmonie in Koproduktion mit dem Theater Chur ab dem 21. Mai auf die Bühne bringt. Das Monodram des Schweizer Komponisten Frank Martin (1890–1974) basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Rainer Maria Rilke und ist laut Dirigent Bach eines der wichtigsten Werke der Schweizer Musikgeschichte. Rilkes zwei Kriegsgenerationen prägender Prosatext schildere auf eindringliche Weise das Schicksal eines jungen Soldaten, der in den Türkenkriegen des 17. Jahrhunderts sinnlos in den Tod reite, erzählte Ute Haferburg, Direktorin des Theaters Chur. Als Solistin kehrt die aus Graubünden stammende Mezzosopranistin Maria Riccarda Wesseling nach Chur zurück. Sie singt die Rollen der Berichterstatterin, Beobachterin und Mitleidenden. Regie führt der Brite Nigel Lowery.

«Dieses Festival wird Ausstrahlung in die ganze Schweiz haben.»

Den Abschluss der Jubiläumshöhepunkte markieren Ende Dezember die Aufführungen des Programms «Pool-Position». Dabei kooperiert die Kammerphilharmonie für drei Konzerte mit dem Sänger Leo Wundergut (Christian Jott Jenny) und The Jet-Set Singers. Flankiert von Tenor Benedetto Rubini und Bariton Ernst Müller-Thurgau liefert Wundergut einen prächtigen Mix aus unsterblichen Melodien toter Komponisten und bissiger Satire, wie im Programmheft zu lesen ist. Aber auch die 30-jährige Geschichte der Kammerphilharmonie soll an den «Pool-Position»-Anlässen zum Thema werden, war an der Medienkonferenz zu hören.

Mit Schwyzerörgeler auf Tour

Rund 60 Konzerte spielt die Kammerphilharmonie in ihrem Jubiläumsjahr. Man folge erneut dem Motto «Neues wagen und dabei die Traditionen nicht vergessen», betonte Giger Cahannes. Beispielsweise geht das Orchester mit dem Schwyzerörgeler Robin Mark auf Sommertournee. Im Gepäck haben sie unter anderem Werke von Paul Juon, Peter Cadisch und Heinz Marti. Ganz klassisch hingegen wird etwa das Sinfoniekonzert «Das Lied von der Erde» am 15. März interpretiert. An diesem Abend wird Mezzosopranistin Wesseling ebenfalls zu Gast in Chur sein.

Mit dem Erscheinen des Jubiläumsprogramms ist die Konzertplanung im Übrigen noch nicht abgeschlossen. Laut Giger Cahannes sind weitere Überraschungen vorgesehen.

Detailliertes Jubiläumsprogramm unter www.kammerphilharmonie.ch

Valerio Gerstlauer ist Leiter des Ressorts Entertainment & Kultur. Er arbeitet als Kulturredaktor vornehmlich für die Zeitung «Südostschweiz» und die Website «suedostschweiz.ch». Ausserdem ist er einmal in der Woche in der Sendung «Kulturtipp» auf Radio Südostschweiz zu hören. Mehr Infos

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