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Auf dem Eis mit dem Churer Jungtalenten

Wenn der Nachwuchs im Eishockey und im Eiskunstlauf in Chur trainiert, dann geht es athletisch, körperbetont und elegant zu und her.

Bündner Woche
27.01.24 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

von Susanne Turra

Die Basis ist das Schlittschuhlaufen. Ansonsten geht nichts. Nicht im Eishockey. Und nicht im Eiskunstlauf. Es ist die Liebe zum Eis, welche die Disziplinen vereint. Zwei Sportarten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Das Mädchen unter den Jungs

Es ist 16.45 Uhr, im Thomas Domenig Stadion in Chur. Rund 30 Nachwuchs-cracks aus dem U13-Team des Eishockeyclub Chur (EHC) strömen auf das Eis. Von Kopf bis Fuss in voller Montur. Drei Minuten später sind vier Stationen aufgestellt. Das Training beginnt. «Wir arbeiten in kleinen Gruppen», betont U13-Coach Claudio Christoffel. «Das Zahlenverhältnis zwischen Coach und Spielenden auf dieser Stufe sollte nicht mehr sein als 1:8.» Und so steht der Coach heute mit vier weiteren Trainern auf dem Eis. Seit sieben Jahren trainiert Claudio Christoffel den Nachwuchs beim EHC Chur. Bei der U9 angefangen, trainiert er heute die U13-Stufe. Bis und mit U13 sind die Spieler und Spielerinnen technisch gut ausgebildet. Spielerinnen? «Wir haben zwei Mädchen, die im U13-Team spielen», erklärt der Trainer. Er zeigt auf Ronja, die inmitten der Jungs eifrig trainiert. Die zusammengebundenen Haare gucken keck unter dem Helm hervor. Sie hält gut mit. Hat Spass am schnellen Sport. «Die Gruppen sind anhand ihrer Fähigkeiten eingeteilt», erklärt der Coach. «Das funktioniert gut. So können alle wachsen. Und sich entwickeln.» Konzen­triert machen die Kinder ihre Stationen durch. Arbeiten am Skating. An der Passtechnik. Im Goal. Es läuft etwas. Auf dem Eis. Und das nicht nur im Thomas Domenig Stadion. Wir wechseln die Halle.

Das Mädchen unter den Jungs: Ronja feilt an ihrem Skating.
Das Mädchen unter den Jungs: Ronja feilt an ihrem Skating.

Der Junge unter den Mädchen

Es ist 18 Uhr, in der Trainingshalle in Chur. Acht Nachwuchstalente aus dem Kader 2 des Eisclub Chur (ECC) gleiten über das Eis. Sie tragen enge, schwarze Trainingsanzüge. Und kunterbunte Stirnbänder. Gegen die Kälte. Die Thermoleggings sind rund um das Gesäss mit einem Fallschutz ausstaffiert. Wegen der Stürze. «Stürze gehören dazu», betont Kadertrainerin Christa Andersson. «Sonst lernen die Kinder nichts.» Wer sich nicht getraut, hinzufallen, wird nicht besser. Das braucht manchmal auch ein bisschen Mut. Kein Problem für die Schützlinge. Eifrig üben die Läuferinnen und Läufer ihre Drehungen, Pirouetten, Schritte und Sprünge. Läufer? «Leonhard trainiert als einziger Junge im Kader 2 mit», freut sich die Trainerin. Auch seine Schwester Lavinia ist im Team dabei. Der Elfjährige und die Neunjährige versuchen sich seit Kurzem auch im Paarlauf. Momentan wird aber einzeln auf einen bevorstehenden Wettkampf geübt. Und auch die Qualifikation zu den Eiskunstlauf Schweizermeisterschaften steht an. Es gibt viel zu tun. Christa Andersson verfolgt konzentriert, was die Kinder auf dem Eis zeigen. Die gebürtige Schwedin aus Stockholm war früher Profiläuferin. Seit fünfeinhalb Jahren ist sie für den Nachwuchs beim ECC verantwortlich.

Der Junge unter den Mädchen:Leonhard feilt an seiner Kür.
Der Junge unter den Mädchen:Leonhard feilt an seiner Kür.

Zurück zum Eishockey. Das Training ist in vollem Gange. Zielstrebig. Athletisch. Schnell. Dreimal wöchentlich wird trainiert. Auf dem Eis und daneben. «Verglichen mit anderen Vereinen auf diesem Niveau, ist das zu wenig», räumt Claudio Christoffel ein. Dennoch. Schweizweit ist der EHC-Nachwuchs in den einzelnen Kategorien gut mit dabei. «Wir sind zufrieden», freut sich der Trainer. Und er erklärt kurz das Konzept. «Es beginnt mit den Füssen. Dann kommen die Hände. Dann der Kopf. Und erst, wenn das alles automatisiert ist, kannst du das Spiel spielen. Vorher bist du noch anderweitig beschäftigt.» Entsprechend wird abgestuft: «Ich und das Eis» im U9-Team. «Ich und der Puck» im U11-Team. «Ich und meine Mitspieler» im U13-Team. Die U13 wiederum ist in drei Stärkeklassen unterteilt: Animation, Ambition und Talent. «Bis U13 steht die Trainingsqualität im Zentrum», so Claudio Christoffel. «Ab U15 kommt die Repetition dazu.» Das ist auch die Stufe, ab welcher der ambitionierte Spieler oder die Spielerin in eine Akademieumgebung wechseln kann. So oder so. Es geht darum, möglichst viele Spielerinnen und Spieler langfristig für den Eishockeysport zu begeistern. «Wenn die Kinder Freude am Sport haben, können wir gut mit ihnen arbeiten und sehen, wie sie sich entwickeln», erklärt der Coach.

Das Spiel spielen: Der Eishockey-Nachwuchs trainiert dreimal pro Woche.
Das Spiel spielen: Der Eishockey-Nachwuchs trainiert dreimal pro Woche.

Zurück zum Eiskunstlauf. Auch hier ist das Training in vollem Gange. Zielstrebig. Stilsicher. Elegant. Bis zu sechsmal wöchentlich wird trainiert. Auf dem Eis und daneben. Aus den Boxen ertönt Musik aus «James Bond» und «König der Löwen». Jedes Kind hat seine eigene Musik. Zu dieser wird die Kür aufgebaut. Und in der nächsten Saison gibt es wieder eine neue Musik. Und neue Kleider. Das ist für die Eisprinzessinnen und den Eisprinzen von grosser Wichtigkeit. Und das gehört im Wettkampf ganz einfach dazu.

Die Kür laufen

«Während des Wettkampfs sind die Kinder Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer», betont die Kadertrainerin. «Und während des Trainings sind sie eine Mannschaft.» Gemeinsam trainieren. Das gefällt den Kindern. Sie trainieren in den verschiedenen Kaderstufen in Achtergruppen. Aber: «In der Kür muss man auch einzeln arbeiten», betont Christa Andersson. Und so trainiert sie jedes Kind auch noch privat. Unterstützt wird sie während des Trainings von einzelnen Hilfstrainerinnen. Am Wettkampftag heisst es dann, vier bis sechs Minuten aufwärmen. Und dann zweieinhalb bis drei Minuten die Kür laufen. Jetzt haben die Kinder eine Konkurrenz. Und sie verspüren einen Druck. Aber: «Sie dürfen auch einen Fehler machen», beruhigt die Kadertrainerin. «Wenn jemand fällt, dann ist es nicht aus. Es werden noch viele andere Dinge bewertet.»

Die Kür laufen: Der Eiskunstlauf-Nachwuchs trainiert bis zu sechsmal pro Woche.
Die Kür laufen: Der Eiskunstlauf-Nachwuchs trainiert bis zu sechsmal pro Woche.

Es ist Abend und dunkel über Chur. Nur im Thomas Domenig Stadion und in der Trainingshalle brennt noch helles Licht. Der Nachwuchs im Eishockey und Eiskunstlauf ist immer noch fleissig am Trainieren. Da und dort fährt ein Kind an die Bande, um kurz zu verschnaufen. Einen Schluck aus der Flasche zu trinken. Den Mundschutz zu richten. Das farbige Stirnband zu wechseln. Es sind zwei Sportarten. Zwei Trainings. Ein Ziel. Und eine Gemeinsamkeit. Die Liebe zum Eis. Und zu diesem Ton, wenn die Kufen darüber gleiten.


Am Samstag, 3. Februar, veranstaltet der Eisclub Chur, um 14 und 17 Uhr, das Schaulaufen «Hollywood», in der Trainingshalle in Chur.

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