Die Liebe und das Swipen - Dating ohne App

von Jasmin Klucker

Interesse, Anziehung und Verliebtsein liegen beim Skilift-Dating in Davos in der Luft, das begleitet von strahlendem Sonnenschein. So weit das Auge reicht, finden fröhliche Gespräche zwischen den vielen Singles statt, nur durch einen Bügel getrennt. Die Bergwelt lädt dazu ein, sich einfach fallen zu lassen und im echten Leben Menschen kennenzulernen, weit entfernt vom nächtelangen Swipen. Vielleicht wird dabei erkannt, dass nicht nur der erste Eindruck zählt, wie es die meisten von Tinder und Co. kennen.

Dating einfach?

Man könnte meinen, Dating war noch nie so einfach wie heute. Aber ist das nächtelange Swipen wirklich das, was uns glücklich macht? «Oft findet das persönliche Treffen unter Singles nicht mehr statt, da Job, Hobbys und andere Verpflichtungen den Alltag über Wochen hinweg bestimmen.» Laura Matter, die Gründerin der Daitingapp «noii», hatte den Wunsch, etwas Neues zu schaffen. Obwohl es bereits viele Datingplattformen gibt, ähneln sich die meisten. Man betrachtet ein Profil auf einer App, gefällt es einem, erfolgt ein Swipe nach rechts, und vielleicht entsteht ein Match. Doch oft führt das nicht zu einem tatsächlichen Date. Matter empfand dies immer als sehr zeitaufwendig.

So kam die Idee des Videodatings auf, um Singles die Möglichkeit zu geben, sich vor dem ersten Treffen bereits zu sehen und zu hören – einen Mini-Vibe schaffen, wie Laura Matter und ihr Team es immer nennen. Es funktioniert wie Speed-Dating: Man lernt die Person in wenigen Minuten kennen und kann sich in dieser kurzen Zeit einen ersten Eindruck verschaffen. Im besten Fall treffen sich die zwei Menschen dann im echten Leben. Matter und ihr Team stellten schnell fest, dass es funktioniert; 80 ​Prozent der Teilnehmenden trafen sich tatsächlich im echten Leben – eine sehr hohe Quote im Vergleich zu anderen Datingplattformen.

Vor etwa einem Jahr entschied sich Noii dazu, auch Offline-Dates anzubieten, unter anderem in Davos – dazu später mehr.

Überdosis an Onlinedating

«Es ist eine intensivere Form des Kennenlernens; das Swipen und Schreiben entfallen, stattdessen befindet man sich mitten im Event seiner Wahl. Das Ziel war von Anfang an, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Singles wohlfühlen, und die Stimmung gut ist. Das kann man mit der Wahl der Location oder dem Start, wie ein Event beginnt, gut beeinflussen.» Die Nachfrage ist riesig: Menschen wollen sich austauschen und sehen, wie sich das Gegenüber bewegt und ausdrückt. Nach den Coronajahren konnte man deutlich spüren, wie wichtig die Begegnung mit anderen Menschen für unser Wohlbefinden ist. Viele sagen, früher sei es einfacher gewesen, Menschen kennenzulernen – «ob das wirklich so war, weiss ich nicht». Matter ist sich jedoch sicher, dass es einfacher ist, Menschen in einem Umfeld kennenzulernen, wo alle dasselbe suchen und alle offen für etwas Neues sind.

Daten auf dem Skilift

Offen für etwas Neues war auch das noii-Team, als es eines Tages eine Nachricht von einer jungen Davoserin auf Instagram erhielt. Darin stand, es wäre cool, ein Skilift-Dating zu veranstalten. Die Idee kam der jungen Frau, als sie mit ihren Freundinnen am Skilift den Berg hochfuhr. «Wir fanden die Idee wirklich gut und begannen mit der Planung.» Bei der Planung wurde Matter klar, dass diese Form des Datens bereits existierte, nämlich in einem Skigebiet in Luzern. Nach einigen Abklärungen, ob es in Ordnung wäre, dass noii diese Art von Dating ebenfalls anbietet, stand nichts mehr im Weg. Das Skigebiet, bei dem es bereits ein Erfolg war, fand es toll, dass sie dies auch durchführen würden. Und was würde sich besser eignen als das sonnige Skimekka Davos Klosters?

«Wir fragten das Skigebiet Rinerhorn an, und sie waren sofort dabei.» Ein Speed Dating auf dem Skilift funktioniert so: Die Teilnehmenden treffen sich an der Talstation des Liftes, bei einem Drink können sich die Singles zuerst mal kennenlernen. Danach geht es auf den Bügellift. Während der Fahrt hat man die Möglichkeit, sich besser kennenzulernen. Wenn es gepasst hat, geht man oben zusammen zu einem Drink und führt das Date weiter. Wenn es nicht das Wahre war, fährt man einfach wieder runter und versucht sein Glück mit einer anderen Person. So geht das Ganze immer weiter. Es war das erste Offline-Event, das Matter mit ihrem Team organisierte. Sie rechneten mit etwa 50 ​Singles, am Ende waren es jedoch 300 ​Menschen, die sich vor Ort in der schönen Bergwelt kennenlernen wollten. Ein echter Erfolg, so Matter. Das nächste Offline-Dating in der Region findet am 2​.März in der Eishalle vom HCD Davos statt. Mal schauen, ob die Singles das Eis und ihre Herzen zum Schmelzen bringen.

^{Mehr zu den Angeboten auf www.noii.ch.}