×

100 Jahre Strandbad Klosters

Still und beinahe unbemerkt ist das Jubiläum des Klosterser Schwimmbades verflossen. Dabei ist unsere «Badi» aus dem Klosterser Sommer nicht mehr wegzudenken – insbesondere seit der Erneuerung 2005,

Conradin
Liesch
12.08.23 - 15:08 Uhr
Leben & Freizeit

Die Geschichte des Strandbades begann 1920 mit dem Aushub des Doggilochsees. Am 26. Mai 1923 erhielt die damalige AG Hotel Silvretta und Kurhaus Klosters von den Bündner Kraftwerken die Einwilligung, an den Ufern des Doggilochsees eine Badeanlage zu erstellen. Mit einer Badetemperatur von gerade mal 12 Grad mussten die damaligen Badegäste vorliebnehmen.

1934 standen An- und Umbauten der Badeanlage an, doch wollte die Betreiberin diese nicht mehr alleine stemmen, weshalb die Strandbadgenossenschaft Klosters gegründet wurde. Sie übernahm die bereits schon wieder etwas dem Verfall geweihte Anlage und installierte ein grosses Becken (25 x 34 Meter), welches aus Beton gegossen wurde. Warmwasseraufbereitung, Leitungen, die notwendigen Filteranlagen und ein Sandfilter mussten neu erstellt werden.

Gründer waren Thomas Hew-Schürch (Präsident), Oberingenieur P. Weingart, Dir. L. Meisser, Dr. K. Landolt, Dr. A. Egger, J. Grässli, R. Reich.

Ade Seetemperaturen

Bis anhin hatten die Gäste die gleichen Badetemperaturen wie im Ausgleichs­becken der Bündner Kraftwerke angetroffen – kein Wunder, war dies nur durch einen Zaun abgetrennt. Seither verfügt das Klosterser Strandbad zwar nicht mehr über einen Strand, dafür aber über eine konstante Badetemperatur von 23 Grad Celsius – mittlerweile sogar ein ­wenig mehr!

Den Protokollen der Genossenschaft ist zu entnehmen, dass in den ersten Jahren nach der Gründung bereits dunkle Wolken aufzogen: «Die immer schwieriger werdenden Dreissigerjahre haben unseren Vorstand in arge Bedrängnis gebracht. Die Verpflichtungen aus den Baukosten mussten erledigt werden. Wie? Die Anteilscheinnehmer haben ihre Zeichnungen zum Teil verzögert oder sogar annulliert. Die Banken haben ihrerseits für ihre Darlehen wesentlich strengere Bedingungen gestellt. Mitglieder aus dem Vorstand mit einigen Genossenschaftern zusammen haben den schweren Entschluss gefasst, eine Bürgschaftsgemeinde zu bilden, um dem Strandbad seine Existenz zu ermöglichen. Es waren erhebliche Beiträge, für die eine kleine Gruppe Bürgen eingestanden ist.»

Mit der Frage nach «Sein oder Nichtsein» hatte die motivierte Genossenschaft jedoch immer wieder zu kämpfen. Mit Stolz begegnete sie den Herausforderungen, um keine Übernahme des Strandbades durch die Gemeinde oder den Kurverein zu fördern. Mit viel Idealismus wurde agiert – auch von den Angestellten: «Wir schreiben oft weniger Stunden auf, als wir dürfen, bloss weil es uns leidtut, wenn wegen ein paar Regentagen keine Einnahmen fliessen, dafür aber die Unkosten weiterklettern.» Allein für die Beheizung der Becken mussten täglich 200 Franken aufgewendet werden.

Bis 1952 konnte das Strandbad gar nicht mit den Autos erreicht werden, da die Doggilochstrasse bis dahin für den Autoverkehr gesperrt war.

Neubau 2004

Trotz erfolgter baulicher Massnahmen wurde 2001 beschlossen, einen Neuanfang zu wagen. Die Badeanlagen waren nach Ablauf des Dienstbarkeitsvertrages 1999 zwischen der Genossenschaft und der Bündner Kraftwerke (BK, heute Repower) entschädigungslos an die BK ­gefallen, an die bis heute ein jährlicher Baurechtszins entrichtet werden muss. Die Kosten für den in der Bevölkerung heftig diskutierten Neubau betrugen rund 4.8 Millionen Franken, dabei nicht eingerechnet waren die Kosten für den Abbruch und die Übernahme der Strandbadgenossenschaft. Die Liegewiese – ein Privatgrundstück – konnte von der Gemeinde erworben werden.

Am 23. Juli 2005 – im gleichen Jahr wie der 9-Loch-Golfplatz – konnte schliesslich das neue Bad eröffnet werden. Damit hatte Klosters zwei grosse Schritte in die touristische Zukunft genommen. Doch die Freude währte nicht lange: Das grosse Unwetter vom 22./23. August und die
damit einhergehende Überschwemmung im Doggiloch füllte die Schwimmbecken mit Schutt und Schlamm. Im August 2006 konnte die Badi neu eröffnet werden.

Kritik wird manchmal an der Preisgestaltung laut, da die Gäste weniger für den Eintritt bezahlen als Einheimische. Die Gäste entrichten jedoch mit der Tourismustaxe ihren Obolus dazu. Und die Klosterser Kinder geniessen überdies mit der Kids Card freien Eintritt.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR