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Höhen und Tiefen des Unterschnitts

Wer glaubt, im Davoser Unterschnitt gebe es kaum etwas zu entdecken, der irrt. So erfuhren letzten Freitag im Rahmen eines gemeinsamen Tages Führer des Bergbauvereins Silberberg Davos (BSD), der IG Zügen- Landwasser (IGZL) sowie Mitglieder des Stiftungsrats des Bergbaumuseums Graubünden Interessantes aus den jeweils anderen Organisationen.

Andri
Dürst
29.06.23 - 07:00 Uhr
Leben & Freizeit
Bergbau-Experte und Lokführer Hansueli Suter ergriff spontan das Wort und erklärte die Funktionsweise der «Hippschen Wendescheibe».
Bergbau-Experte und Lokführer Hansueli Suter ergriff spontan das Wort und erklärte die Funktionsweise der «Hippschen Wendescheibe».
ad

Während der BSD das Schaubergwerk Silberberg nahe Monstein unterhält und dort Exkursionen anbietet, ist die IGZL um Führungen zum Wiesner Viadukt besorgt. Austausch zwischen den beiden Organisationen gibt es schon länger, doch nun traf man sich letzte Woche einmal auf persönlicher Ebene, um mehr über «die anderen» zu erfahren. Für die BSD-Führer gab es viel Neues zu entdecken, als man sich bei der Station Wiesen traf. Christoph Bucher nahm die Anwesenden mit auf eine Zeitreise, und es ging über 100 Jahre zurück. Mit dem Bau der Bahnlinie Davos–Filisur konnte sich das Landwassertal einen Anschluss an die 1903 eröffnete Albulabahn sichern. Dabei zeigte man sich beim Bau «sehr flexibel», wie Bucher sagte. Denn infolge verschiedener Naturereignisse passte man die Strecke kurzerhand an, so beispielsweise zwischen den Bahnhöfen Platz und Frauen-kirch, wo die Linienführung ursprünglich rechts statt links des Landwassers geplant war. Murgänge von zwei Wildbächen, die kurzfristig für Zerstörung sorgten, führten aber zu einer Planänderung.

Wiesner Viadukt und seine Mischbauweise

Doch zurück nach Wiesen: Der gleichnamige Viadukt stellt mit seinen 88,9 ­Metern Höhe das höchste Bauwerk der Rhätischen Bahn dar. Zu verdanken ist diese Erkenntnis aber genauen GPS-Daten aus jüngerer Zeit, denn vorher war man im Glauben, der Soliser Viadukt sei das höchste RhB-Bauwerk ... Bucher ging zudem auf die verschiedenen Bauweisen der beiden Brücken ein. Während der ­Soliser Viadukt aus Rundbögen besteht, wählte man für den Wiesner Viadukt Parabeln. Der damalige Ingenieur Hans Studer errechnete, dass man damit viele Steine sparen könne. Doch was viele nicht wissen: Steine sind am Wiesner Viadukt nur an den Aussenseiten der Pfeiler eingebaut. Im Inneren bestehen sie aus Betonelementen, die auf dem ­Vorplatz des Stationsgebäudes gegossen wurden. Apropos Vorplatz: Das dortige Häuserensemble sehe noch nahezu gleich aus wie zur Zeit des Bahnbaus, erklärte der IGZL-Führer. Das «Engadiner Haus» am Südende des Platzes beispielsweise diente den beiden Bahnwärtern, wobei der eine die Strecke Richtung Filisur zu verantworten hatte und der andere den Abschnitt Richtung Monstein. Doch nicht nur die Häuser stehen noch, es sind rund um den Bahnhof und den Viadukt auch noch weitere Relikte aus früheren Zeiten zu finden. Mehr dazu sei aber nicht verraten – wer mehr erfahren möchte, lasse sich von der IGZL über das Viadukt führen oder besuche am Samstag die Veranstaltung des Forums «Bau und Kultur» siehe Seite 18).

Mit dem Verlassen des Wiesner Viaduktes – einem sprichwörtlichen Höhepunkt – ging es für die Führer in die Tiefe, sprich weiter Richtung Silberberg. Dort stand der Besuch der Stollen «Langer Michael» und «Dalvazza» auf dem Programm, ebenso konnte die Ruine des Knappenhauses mit der beliebten Modell-Poche besichtigt werden. Auch kulinarisch kamen die Teilnehmenden nicht zu kurz, denn zu guter Letzt liess man es sich in Monstein bei einem Brauer-Apéro gut ­gehen. Ein Tag mit vielen Eindrücken fand so sein Ende.

Der Brauer-Apéro in Monstein bildete den krönenden Abschluss des Führertages.
Der Brauer-Apéro in Monstein bildete den krönenden Abschluss des Führertages.
zVg
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