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Linthkanal: Dieses Schild soll weitere Unglücke verhindern und trotzdem muss es vielleicht weg

Nach dem Tod eines jungen Mannes am Linthkanal hat ein Bootsvermieter ein Schild angebracht, das erklärt, wie man die heikle Stromschnelle umlaufen kann. Jetzt könnte es Opfer der Bürokratie werden. 

Christine
Schibschid
03.07.23 - 04:30 Uhr
Menschen & Schicksale
Ein neues Schild informiert die Böötler, dass sie die Stromschnellen auf dem Linthkanal bei Ziegelbrücke auch umlaufen können.
Ein neues Schild informiert die Böötler, dass sie die Stromschnellen auf dem Linthkanal bei Ziegelbrücke auch umlaufen können.
Pressebild

Brennende Kerzen, Blumen, Graffiti und Kritzeleien. Die Eisenbahnbrücke in Ziegelbrücke erinnert nach dem Tod eines 20-jährigen Böötlers an einen Schrein. Mit Edding und Spraydose – die Art, wie die Freunde des Verstorbenen ihrer Trauer Ausdruck verleihen, zeigt: Hier ist jemand viel zu früh aus der Mitte des Lebens gerissen worden. «We miss u homie», hat jemand mit weisser Farbe an die Brückenmauer gesprüht. Neben einem Blumenstrauss liegt eine Karte von der ersten Liebe.

Untersuchung läuft

Gut zwei Wochen sind nun vergangen, seit der 20-Jährige bei der Stromschnelle in Ziegelbrücke aus einem Gummiboot ins Wasser stürzte und ums Leben kam. Woran er genau gestorben ist, ist nicht bekannt. Die Obduktion ist noch nicht abgeschlossen und das Verfahren weiterhin pendent, wie es von der Staatsanwaltschaft heisst. Zum jetzigen Zeitpunkt könne ein Drittverschulden ausgeschlossen werden.

Laut Polizei trug der 20-Jährige bei dem tödlichen Unfall keine Schwimmweste. Wie Tausende andere, die sich jedes Jahr den Linthkanal hinabtreiben lassen. Hat er sich den Kopf angehauen? War es das Herz? Darüber, was genau zu der Tragödie führte, hat sich auch Marian Schulz den Kopf zerbrochen. Er vermietet Schlauchboote für die Fahrt auf dem Linthkanal und setzt sich dabei auch für die Sicherheit und ein korrektes Verhalten der Böötler ein.

Trauernde haben Blumen, Kerzen und Nachrichten hinterlassen.
Trauernde haben Blumen, Kerzen und Nachrichten hinterlassen.

Schulz lobt die Infokampagne, die das Linthwerk vor einigen Jahren lanciert hat. An den beliebten Startpunkten für die Flussfahrt stehen zum Beispiel Infotafeln, auf denen daran erinnert wird, dass das Mitführen einer Schwimmweste Pflicht ist. Auch wird darauf hingewiesen, an welcher Stelle die Stromschnelle am besten zu durchfahren ist.

Bootsvermieter greift zum Pinsel

Eine kleine Verbesserungsmöglichkeit für mehr Sicherheit auf dem Linthkanal sah der Bootsvermieter aber noch. Er hat sie kurzerhand selbst umgesetzt, wie er auf seiner Facebook-Seite kundtat.

Ein selbstgemaltes Schild weist nun auch direkt am Fluss darauf hin, dass die Stromschnelle umlaufen werden kann. Böötler und Böötlerinnen, die sich vorher nicht über die Tour informiert haben, werden nun also auch noch im Wasser auf diese Option aufmerksam gemacht.

Muss das Schild wieder weg?

Das Schild ist unter einem nautischen Symbol angebracht, das vor der Stromschnelle steht. Um Erlaubnis für die Montage hat Schulz nicht gebeten. In der Zwischenzeit hat Schulz das Linthwerk informiert.

Etwas überrascht von der Eigeninitiative des Bootsvermieters zeigt sich Peter Neuweiler, Abteilungsleiter Schifffahrt beim kantonalen Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt. «Das Schild ist Freestyle», sagt er. Schulz dürfe es nicht einfach so an die ordentliche Signalisation hängen. Neuweiler vertritt zunächst die Meinung, dass es wieder weg muss. «Es ist verständlich, aber es gibt gesetzliche Grundlagen», sagt er. Später klingt er versöhnlicher: «Wir werden das Schild mal anschauen, und dann sehen, ob wir es hängen lassen können, bis es eine andere Signalisation gibt.»

Amt macht sich ein Bild

Die zuständige Kommission, welche für die nautische Beschilderung am Linthkanal zuständig ist, trifft sich nach den Sommerferien. Sie wird die Beschilderung überprüfen, wie Neuweiler ankündigt. Bis sich etwas ändere, könne es jedoch dauern. Neue Signalisationen müssten zunächst ausgeschrieben werden. «Diese Saison wird es sicher nichts mehr.»

Neuweiler kündigt an, dass sich Verantwortliche des Schifffahrtsamts demnächst ein Bild von der Lage am Linthkanal machen werden. Seit etwa vier Jahren habe der Verkehr dort massiv zugenommen. «Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, dass es gefährlich sein kann auf dem Wasser», sagt er.

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Wir als Niederurner und Ziegelbrückler ,wussten immer das man diese Stelle umfahren muss. Das heisst :vor der Stromschnelle aus dem Wasser kommen und erst nach der Stromschnelle wieder einsteigen zum schwimmen.Alt Niederurner 81 plus W Grämer.

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