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Im Kantonsspital lassen sich die Partygänger testen

Immer mehr Bündnerinnen und Bündner gehen auf Nummer sicher und lassen sich auf das Coronavirus testen. Ins Kantonsspital nach Chur kommen vermehrt junge Personen.

08.07.20 - 04:30 Uhr
Politik
Gratistests: Für Personen mit Covid-19-Symptomen übernimmt der Bund die Kosten für den Coronatest.
Gratistests: Für Personen mit Covid-19-Symptomen übernimmt der Bund die Kosten für den Coronatest.
PETER KLAUNZER / KEYSTONE-SDA

Die Anzahl Coronafälle sind in diesen Tagen wieder höher als auch schon. Doch heute sind Bund und Kanton besser gerüstet, um einer zweiten Welle vorzubeugen, als noch im Februar. Seit knapp zwei Wochen gibt es nämlich gratis Covid-19-Tests und die Swiss-Covid-App. Beide Massnahmen sollen helfen, Infektionsketten frühzeitig zu erkennen und durch Quarantäne zu unterbrechen.

Das spüren in erster Linie die Spitäler. Denn immer mehr Personen lassen sich untersuchen – sei es, weil der Coronatest nun gratis ist oder weil die App eine mögliche Infektion erkennt. Das zeigt eine Umfrage bei den Bündner Spitälern.

Deutlich mehr Tests in Ilanz

Chefarzt Thomas Koch spricht von einem deutlichen Anstieg der Testwilligen im noch jungen Juli. Schon jetzt wurden am Spital Ilanz mehr Coronatests (25) als noch im ganzen Juni (24) durchgeführt. «Wir stellen eine deutliche Zunahme fest», so Koch. Getestet wurde auch eine Person, die über die Swiss-Covid-App alarmiert worden war: Die App warnt Menschen, die sich für eine bestimmte Dauer in der Nähe einer infizierten Person aufhielten. Zudem seien in Ilanz vor allem Touristen und Kinder aus Ferienlagern getestet worden, wie Koch ausführt.

Auch wenn heute deutlich mehr Tests im Regionalspital Surselva durchgeführt werden als zuvor, sei das Personal nicht überfordert, so Koch weiter. «Bei uns sind Abstriche jederzeit möglich.»

Es dauert gemäss Aussagen des Chefarztes einfach unterschiedlich lange, bis die Testergebnisse vorliegen. Über mögliche Kosten würden die Patienten zudem stets aufgeklärt. «Die Patienten werden stets über die Kosten und Kostenübernahme informiert», betont Koch. Denn: Wie im Kantonsspital in Chur, werden auch in Ilanz nur Personen mit Symptomen getestet.

Leichter Anstieg im Engadin

Im Spital Oberengadin stellt CEO Beat Moll fest: Seit dem Wochenende ist die Nachfrage nach Covid-19-Tests angestiegen. «Es ist jedoch kein riesiger Ansturm», ergänzt er. Einen direkten Zusammenhang mit der Übernahme der Testkosten durch den Bund kann er indes nicht beobachten. In den letzten sieben Tagen sind im Spital Oberengadin 28 Corona-Abstriche gemacht worden, die Woche davor rund 15.

«Die Testkapazitäten sind trotz der leichten Zunahme nur wenig ausgelastet», erklärt Moll weiter. Denn vor dem Spital in Samedan wurde die Infrastruktur für Covid-19-Verdachtsfälle stets aufrechterhalten. Somit können die Abstriche nach wie vor in separaten Räumlichkeiten gemacht werden, wie Moll ausführt. Und der Spital-CEO weiss auch, wer sich dort testen lässt: «Viele Patienten mit Erkältungssymptomen, die den Test machen wollen, damit sie ihr Umfeld nicht gefährden.»

Partygänger im Kantonsspital

Mit Abstand am meisten Untersuchungen werden im Kantonsspital in Chur gemacht. Und auch dort ist die Tendenz steigend. Das weiss Lea Hasler, Leiterin Pflege der Notfallstation. «Es zeigt sich eine Zunahme der Tests seit dem 18. Juni», so Hasler. Damit interessanterweise also schon bevor der Bund die Testkosten übernahm. Während es im Mai bis Mitte Juni noch rund 20 Abstriche pro Tag waren, seien es seither täglich 25 bis 30.

«Zurzeit lassen sich vor allem junge Leute testen, die am Wochenende im Ausgang waren», sagt Hasler. «Sie erfuhren durch die Medien, dass positiv getestete Personen ebenfalls unterwegs waren.» Bei den jungen Partygängern überwiege die Angst, sich angesteckt zu haben, deshalb würden sie sich testen lassen, so Hasler.

Hinzu kämen aber auch Personen, die vom Covid-Care-Team oder von Hausärzten dem Kantonsspital zugewiesen werden. «Das sind Personen, in deren Umfeld positiv getestete Personen aufgetaucht sind und die sich nun präventiv testen lassen wollen», erklärt Hasler. Trotz der nun häufigeren Tests habe das Kantonsspital aber noch genug Testkapazitäten. Die zur Notfallstation parallel geführte Test-Abteilung sei nämlich nach wie vor in Betrieb.

Erhöhter Aufwand in Thusis

Personen aus dem Domleschg und Umgebung lassen sich im Spital Thusis untersuchen. Patrik Kollegger ist dort der Leiter Finanzen und hat somit die Übersicht über die Testaktivitäten. In Thusis werden gemäss Kollegger wöchentlich zehn bis 15 Tests durchführt, was in etwa dem Niveau vor dem 25. Juni entspreche. «Es zeichnet sich aber eine Tendenz zu mehr Tests ab», ergänzt er.

In Thusis sind es im Gegensatz zu Chur nicht die jungen Partygänger, die sich untersuchen lassen, sondern es lassen sich «queerbeet von jung bis alt Personen testen», so Kollegger. Was ihn besonders beschäftigt: Der Aufwand pro Patient werde grösser aufgrund der intensiven Befragung für die Rückverfolgbarkeit. «Noch können wir dies über das Tagesgeschäft abdecken»,sagt er. «Bei Bedarf könnten die Personalressourcen noch aufgestockt werden.»

Vom Spital Davos konnte die zuständige Person nicht erreicht werden, aber auch da kann sich Jung und Alt testen lassen – ohne Symptome kostet es aber. Aktuelle Regeln, wer sich wo testen lassen kann, lassen sich bei den Spitälern in Erfahrung bringen.

Andri Nay hat Wirtschaftsgeschichte und Politikwissenschaften studiert. Er schreibt seit 2017 für das «Bündner Tagblatt» und die «Südostschweiz». Mehr Infos

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