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Roth: «Wir sind sehr nahe beim Kunden»

Die Graubündner Kantonalbank hat am Freitag bekanntgegeben, dass sie ihre beiden wenig frequentierten Geschäftsstellen in Rhäzüns und Felsberg per Ende November schliessen wird. Von Serviceabbau kann deswegen laut Geschäftsleitungsmitglied Thomas Roth aber keine Rede sein. Der Realität könne sich aber auch die GKB nicht entziehen.

09.10.17 - 15:03 Uhr
Wirtschaft
GKB Jahresbilanz 11
Der Kunde könne weiterhin darauf zählen, dass die GKB nahe beim Kunden bleibe, sagt Thomas Roth (r.).
YANIK BÜRKLI

Die beiden GKB-Filialen in Rhäzüns und Felsberg gehören Ende November der Vergangenheit an. «suedostschweiz.ch» unterhielt sich mit Thomas Roth, Mitglied der GKB-Geschäftsleitung, über Gründe, Perspektiven und das Klingeln an fremden Haustüren.

Herr Roth, wie fielen die Reaktionen auf die Bekanntgabe der Filialschliessungen in Rhäzüns und Felsberg aus?
Im Vorfeld der Bekanntgabe haben wir beispielsweise die Gemeindepräsidenten über unser Vorhaben informiert. Unser Entscheid hat keine grosse Verwunderung ausgelöst, weil die Betroffenen vor Ort selber haben beobachten können, wie es in den Banken aussieht. Bis jetzt haben wir keine negativen Reaktionen erhalten.

Gibt es weitere Standorte, die akut gefährdet sind, geschlossen zu werden?
Akut gefährdet sind keine weiteren Geschäftsstellen. Wir erkennen aber einen klaren Trend hin zu immer weniger Schaltertransaktionen. Die Anzahl Schaltertransaktionen hat über den gesamten Kanton Graubünden betrachtet in den vergangenen Jahren durchschnittlich um acht Prozent abgenommen. Dieser Prozess wird vermutlich weitergehen und davon werden in Zukunft auch andere Geschäftsstellen – sehr kleine Geschäftsstellen – betroffen sein.

Besteht also die Gefahr, dass – analog der Poststellenschliessungen in der Bündner Peripherie – auf einen Schlag viele Geschäftsstellen der GKB verschwinden könnten?
Auf einen Schlag viele Filialen zu schliessen, das kommt für die GKB nicht in Frage. Ich will auch keinen Vergleich zur Post ziehen. Wir können die Beweggründe der Post nicht wirklich beurteilen. Es wird aber faktisch so kommen, dass die GKB weniger Filialen haben wird als heute. Aber wenn Sie von der Peripherie oder Randregionen sprechen: Wir haben in Graubünden nach wie vor 56 Geschäftsstellen, verteilt auf den ganzen Kanton. Ich denke wir sind sehr nahe beim Kunden, auch wenn wir in Zukunft vielleicht fünf oder sechs Geschäftsstellen weniger haben. Wir sind trotzdem noch sehr dezentral aufgestellt und werden künftig immer mit Filialen möglichst nahe beim Kunden vor Ort sein.

Können Sie sagen, wo sich demnach die weiteren vier Geschäftsstellen befinden?
In Zukunft werden es einfach weniger Geschäftsstellen sein. Wir haben aber derzeit keine konkreten Pläne, welche Filialen wir in welchem Rhythmus schliessen werden. Aber es ist klar, wir schauen immer sehr genau hin. Insbesondere prüfen wir bei Kündigungen oder Pensionierungen von Mitarbeitern sehr genau, ob es sich lohnt, die Filiale noch weiter zu betreiben. Wenn wir sehen, dass diese Geschäftsstelle einfach nicht mehr nachgefragt wird, dann fällen wir den Entscheid. Aber nicht im Voraus, sondern dann, wenn entweder eine besondere Situation eintritt oder die Kunden einfach nicht mehr zur Bank kommen.

Und das kommt insbesondere in den Randregionen zum Tragen. Da wird auch der Service Public zum Thema...
Ich betrachte das etwas anders. Dienstleistungen bieten wir ja immer noch die gleichen an. Nehmen wir als Beispiel die Geschäftsstelle Rhäzüns: Wenn ein Kunde in Rhäzüns Bargeld braucht, dann kann er das bei uns bestellen. Die Post liefert es ihm dann am folgenden Tag nach Hause. Das ist kein Problem. Notfalls bringen wir es ihm persönlich. Wir haben im ganzen Kanton so viele Filialen, so viele Mitarbeiter – da ist immer jemand in der Nähe beheimatet. In diesem Sinne bauen wir keinen Service ab, sondern nur die nicht mehr nachgefragten Schaltertransaktionen.

Wenn jemand also wirklich dringend Bargeld benötigt und keinen Geldautomaten in der Nähe hat, dann klingelt nötigenfalls Thomas Roth mit einem Bargeld-Couvert an der Haustüre?
Ich würde es so formulieren: Es kommt auf jeden Fall jemand an die Haustüre klingeln, der das Geld bringt. (lacht) Vielleicht bin es ja wirklich ich, wenn ich am nähesten bei dieser Kundin oder diesem Kunden wohne. Ich denke, wir finden immer jemanden, der in der Nähe wohnt und das Geld vorbeibringen kann. Das ist ein Service, den wir aufrechterhalten werden und an dem wir uns auch gerne messen lassen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei Ihren Überlegungen?
Die Digitalisierung spielt dabei natürlich ganz eine grosse Rolle. Das ist auch der Grund, weshalb immer weniger Kunden zur Bank kommen. Der Zahlungsverkehr läuft elektronisch ab. Wenn man nur mal betrachtet, was auf einem Smartphone alles möglich ist: Man kann damit im Laden bezahlen und auch seine Zahlungen damit erledigen. Das ist sicher ein Trend, der dazu geführt hat, dass die Menschen weniger Bargeld benötigen. Und in den kleinen Filialen – in denen wir ja keine Beratungen, sondern nur Bargeldservice anbieten – hat diese Entwicklung einen direkten Einfluss auf die Anzahl Schaltertransaktionen.

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