Marketing-Coup oder Fehler: Niki's Plakate stehen kopf
Die Plakate der Niki’s Möbelhalle prangen derzeit an jeder Strassenecke in Chur. Leider hat sie irgendwer verkehrt aufgehängt – oder doch nicht?
Die Plakate der Niki’s Möbelhalle prangen derzeit an jeder Strassenecke in Chur. Leider hat sie irgendwer verkehrt aufgehängt – oder doch nicht?
Niki’s Möbelhalle im Churer Rossboden gibt es seit 1977. Doch solch ein Fauxpas ist dem Familienunternehmen bisher noch nie unterlaufen: Von der neusten Plakatserie wurden alle verkehrt herum aufgeklebt. Aber ist das überhaupt ein Fehler? Zumindest deutet auf den ersten Blick nichts darauf hin, dass es gewollt ist. Die Plakate sind klassisch gestaltet, sie zeigen Sofas, Tische und Sessel. Auch der Schriftzug kommt schlicht daher: «Das Möbelhaus in Graubünden.» Und doch: Die kopfstehenden Plakate sind ein Marketing-Coup. Die Auflösung liefert Niki’s gleich selber – doch dazu später mehr. Zuerst ein paar andere Marketingaktionen, die in Graubünden zu reden gaben.
Die GKB und das Wasser
Eine ähnliche Kampagne wurde im Rahmen des 150-Jahre-GKB-Jubiläums durchgezogen. Die Bündner Kantonalbank hängte Plakate mit den Schriftzügen «Wasser», «Forza», «Gipfel» und «Musik» auf, ohne dabei das Firmen-Logo darunter zu setzen. So wunderte sich halb Graubünden, wer hinter diesen mysteriösen Aushängen steckt. Erst zu einem späteren Zeitpunkt löste die Bank auf: Es ging um verschiedene Projekte, welche die GKB im Rahmen des Jubiläumsjahrs förderte. So zum Beispiel der Aufbau der Vermarktungsplattform für Bündner Musikerinnen und Musiker.
Schildbürgerstreich und Corona-Bänkchen
Zwei weitere PR-Aktionen, die in jüngster Zeit zu reden gaben, waren das Fotografierverbot in Bergün und die Aroser Bänkchen in Zürich.
Ersteres sorgte im Sommer 2017 weit über die Kantonsgrenzen für Furore. Das «herzliche Fotografierverbot» in Bergün wurde auf Hinweistafeln im Bergdorf angeordnet. Dies, weil es ungerecht sei, die Bilder des schönen Dorfes in den sozialen Medien zu teilen. Denn nicht alle Menschen könnten zeitgleich in Bergün sein. Wie gemein! Sogar Klagen und Abklärungen des Verwaltungsgerichts Graubünden folgten, ob die Guerilla-Marketing-Aktion rechtens ist. Das Gericht kam zum Schluss: Es ist ein (guter) Schildbürgerstreich, mehr aber auch nicht.
Die Aroser Holzbänkchen standen vor gut einem Jahr plötzlich in der Stadt Zürich verteilt – 20 Stück. Hintergrund der Aktion: Die Coronapandemie. Arosa Tourismus wollte es den Städterinnen und -städtern erleichtern, eine Sitzgelegenheit zu finden, um die frische Luft zu geniessen. Nur machten sie die Rechnung ohne die Zürcher Stadtpolizei. Diese forderte Arosa auf, die Bänkli wieder wegzuräumen. Das erledigte dann aber die Stadtzürcher Bevölkerung von alleine. Die schnellsten unter ihnen trugen die Bänkchen zu sich nach Hause – ein schönes Accessoire für den eigenen Garten.
Die Auflösung
Hinter der aktuellen Plakat-Aktion in Chur steht niemand anderes als der Bündner Langlauf-Star Dario Cologna. Seit Ende 2019 ist der mittlerweile zurückgetretene Spitzenathlet aus dem Val Müstair Botschafter der Niki’s Möbelhalle. Er hat als neuer Praktikant alle Aushänge verkehrt aufgeklebt. Au Backe! Aber schaut es euch selber an im Video, das Niki’s kürzlich veröffentlicht hat.
Andri Nay hat Wirtschaftsgeschichte und Politikwissenschaften studiert. Er schreibt seit 2017 für das «Bündner Tagblatt» und die «Südostschweiz». Mehr Infos
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