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«Warum will uns das niemand glauben?»

Wie es inzwischen zur Gewohnheit geworden ist, luden vergangene Woche die Wissensstadt Davos und das World Economic Forum (WEF) zu einer Vorschau auf das Jahrestreffen 2024 ein.

Barbara
Gassler
06.12.23 - 17:00 Uhr
Wirtschaft
Alois Zwinggi konnte die Rückkehr des Open Forums in die Aula SAMD vermelden.
Alois Zwinggi konnte die Rückkehr des Open Forums in die Aula SAMD vermelden.
bg

Während die Wissensstadt Davos jeweils den Moderator Urs Gredig stellt, nutzt das Forum die Gelegenheit, die aktuellen Schwerpunkte und Initiativen vorzustellen. Für die Besuchenden ist es jeweils auch eine Gelegenheit, beim anschliessenden Apéro mit den Verantwortlichen in den direkten Kontakt zu treten. Die Begrüssung im Namen der Wissensstadt wurde von Landammann Philipp Wilhelm übernommen. Bei einem solchen Anlass gebe es immer Optimierungspotenzial, und die Gemeinde sei dabei, es Schritt für Schritt umzusetzen, sagte er.

Einen neuen Treffpunkt stellte Nicole Keller, Geschäftsführerin von «Green Up» in Aussicht. «Seit sieben Jahren zeigen wir, wie Nachhaltigkeit einfach in das tägliche Leben eingebaut werden kann. Nun geben wir den Themen Klima und Nachhaltigkeit während des Jahrestreffens einen Ort, an dem sich alle treffen können.» Dieser «Climate Hub» soll im Kulturplatz entstehen und Raum für ­Gespräche, Austausch und Inspiration bieten.

Nicole Keller arbeitet am «Climate Hub Davos». (
Nicole Keller arbeitet am «Climate Hub Davos». (
bg

Vertrauen wiederherstellen

Das Forum selber stellt dieses Jahr «Vertrauen wiederherstellen» ins Zentrum der Gespräche. Das sei nötiger denn je, Spannungen und Konflikte würden zunehmen, erklärte WEF-Direktor Alois Zwinggi. «Wir versuchen, die Kanäle auf alle Seiten offen zu halten und bei allen Konfliktparteien gemeinsame Themen zu finden.» Das sei die Kernkompetenz des Forums und und der Grund, weshalb so viele internationale Partner dabei sein wollten. Selber würden sie auch immer dazulernen. So hätten sie am zusammen mit der Gemeinde organisierten Runden Tisch vom Juni erfahren, dass das «Open Forum» in der Arkadenturnhalle die einheimischen Vereine zu stark einschränke. «Deshalb kehren wir damit wieder in die Aula der SAMD zurück. Bezüglich der inzwischen kontrovers diskutierten CO₂-Kompensation durch Zertifikate stellte Zwinggi in Aussicht, dass man mehr in Projekte vor Ort investieren wolle. Beim Thema Verkehr reichte es jedoch nur zu einem Stossseufzer: «Der wird jedes Jahr mehr. Dabei sind doch nur etwa 2500 Personen Teilnehmende des WEF. Doch etwa 30 000 Leute kommen hier zusammen.»

Gemeinsam sei den «Global Shapers» der Wille, die Welt zum Positiven zu verändern, stellte Joshua Verhoeven anschliessend den im Januar gegründeten Davoser Hub vor. «Wir suchen, uns zu vergrössern», sagte er. «Doch bei uns gibt es keine Passivmitgliedschaft. Die Mitglieder setzen sich aktiv für ihre Gemeinschaften ein.» Um sich der Bevölkerung vorzustellen, würden sie am Donnerstag der WEF-Woche einen Anlass planen.

Geschäfte sind nicht Haupttreiber

Im Gespräch versuchte Wissensstadt-Mitglied Urs Gredig anschliessend in gewohnt charmanter Manier Zwinggi noch einige zusätzliche Informationen zu entlocken. Ob das Forum Davos verlassen wolle, fragte er unter anderem. «Seit Jahren betonen wir, dass wir hierbleiben wollen», antwortete Zwinggi mit gespielter Verzweiflung. «Warum will uns das niemand glauben?» Gemeinsam seien das WEF und Davos gewachsen, die Infrastruktur stimme. «Wir bleiben, solange dies so bleibt und uns die Bevölkerung will.» Jedes Jahr gebe es neue Krisen, wollte Gredig weiter wissen, da helfe auch das Forum nicht. Es gebe Fortschritte, hielt Zwinggi dem entgegen, doch diese würden es nicht auf die Frontseite der Medien schaffen. Darum würde er sich oft wie ein Rufer in der Wüste fühlen. «Doch die Dinge bewegen sich.» Genau das wollte in der folgenden Diskussion ein Zuhörer nicht glauben: «Die Firmen zahlen enorm viel Geld, um enorme Geschäfte zu machen.» Die Attraktion von Davos sei, dass sich hier Leute treffen könnten, die sich sonst nie begegneten, erklärte Zwinggi. «Die gegenseitigen Abwehrkräfte sind zu stark.» Zwar könne das WEF nicht verhindern, dass auch Geschäfte gemacht würden, doch das sei nicht der Haupttreiber zur Teilnahme. «Wir bieten hier einen geschützen Rahmen für teilweise sehr heftige Diskussionen.» Das seien nur schöne Worte, kam es von anderer Seite zurück. Die Tatsachen würden eine andere Sprache sprechen. «Steter Tropfen höhlt den Stein», antwortete Zwinggi. Mit ihren Mitgliedern würden sie intensive Diskussionen führen, damit sie zum Beispiel die Infrastruktur nicht überlasteten. «Jedes Jahr machen wir einen weiteren Schritt, um uns besser aufzustellen.»

«Global Shaper» Joshua Verhoeven stellte die Organisation vor. (
«Global Shaper» Joshua Verhoeven stellte die Organisation vor. (
bg
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